leserlich & lesbar

Leserlichkeit wird definiert als »Eigenschaft einer Folge erkennbarer Zeichen, die es ermöglicht, diese Zeichen im Zusammenhang zu erfassen« vgl.

DIN 1450
Schriften – Leserlichkeit
Ausgabe April 2013
. Dabei geht es zunächst um das Wahrnehmen, Erkennen und Unterscheiden einzelner Buchstaben und Wörter. Die dafür entscheidenden mikrotypografischen Einflüsse werden im Abschnitt Zeichenbezogene Faktoren erläutert.

Demgegenüber steht Lesbarkeit als die »Eigenschaft leserlich angeordneter Zeichenfolgen, die es ermöglicht, die Information zweifelsfrei zu verstehen« vgl.

DIN 1450
Schriften – Leserlichkeit
Ausgabe April 2013
. Damit ist die Verständlichkeit von zusammenhängenden Texten gemeint. Sie wird – neben der sprachlichen Form sowie personen- und situationsbedingten Einflüssen – durch die typografische Gestaltung beeinflusst. Die dafür entscheidenden makrotypografischen Einflüsse werden im Abschnitt Textbezogene Faktoren erläutert.

Die Grafik zeigt das Wort »Schriftgut« in der Renaissance-Antiquaschrift Garamond. Gestrichelte Linien teilen den Schriftzug vertikal in vier Segmente. Die Höhe der Großbuchstaben heißt Versalhöhe, die Höhe der Kleinbuchstaben Mittellänge. Die über die Mittellänge hinausragenden Oberteile von Kleinbuchstaben (z. B. bei h oder f), die häufig höher sind als die Großbuchstaben, werden als Oberlängen bezeichnet. Die unter die Grundlinie ragenden Teile (z. B. beim g) heißen Unterlängen. Die gesamte vertikale Ausdehnung inklusive Unter- und Oberlänge ergibt die Schriftgröße. Die senkrechten, meist etwas fetteren Buchstabenlinien werden als Grundstriche bezeichnet, die waagerechten, feineren Linien als Haarstriche. Weißräume innerhalb von Buchstaben nennt man Punzen.
Leserlichkeit hängt von Faktoren der Schriftgestaltung ab, die je nach Formprinzip der einzelnen Schrift stark variieren.

Textarten

Eine typografische Gestaltung, die für alle Lesenden und Anwendungsbereiche gleichermaßen richtig ist, gibt es nicht. Typografische Entscheidungen hängen wesentlich von Inhalt, Zweck und Medium einer Information ab. Verschiedene Textarten vgl.

DIN 1450
Schriften – Leserlichkeit
Ausgabe April 2013
differenzieren die jeweils unterschiedlichen Anforderungen an die Gestaltung:

  1. Lesetext ist fortlaufender Text, der komfortabel gelesen werden soll, z. B. in Büchern, Zeitschriften, Gebrauchsinformationen und Korrespondenzen oder auf Ausstellungstafeln.
  2. Konsultationstext erläutert oder ergänzt Lesetext, z. B. in Marginalien, Fußnoten, Listen, Bildunterschriften oder Legenden, und kann in kleineren Größen als Lesetext gesetzt werden.
  3. Signalisationstext dient zur Orientierung im öffentlichen Raum, z. B. in Leitsystemen. Er muss bereits aus weiten Entfernungen und in unterschiedlichen Beleuchtungssituationen und Betrachtungswinkeln gelesen werden können. Aufgrund dieser situationsbedingten Einflüsse werden hier die höchsten Anforderungen an die Leserlichkeit gestellt.
  4. Als Schautext werden Überschriften und Hervorhebungen bezeichnet, die der Gestaltung und Gliederung von Texten dienen, z. B. in Magazinen, Anzeigen oder auf Plakaten, für die keine gesonderten Vorgaben gelten – außer einer größeren Schriftgröße.

Im Folgenden werden je nach Textart unterschiedliche typografische Empfehlungen gegeben. Findet keine Differenzierung statt, gelten die Angaben für alle Textarten. In einigen Fällen weichen die Angaben für sehbehinderte Menschen von denen für Normalsichtige ab, da hier höhere Anforderungen gelten.