Ausbildung im Berufsfeld der Physiotherapie

Letztmalig aktualisiert am 14.03.2023.

Foto: Ein Physiotherapeut behandelt in einer Praxis eine Frau am Fuß. Sie liegt bäuchlings auf einer Liege, er steht dahinter. Er ist jung, hat kurze schwarze Haare und an seinem weißen T-Shirt trägt er einen gelben Button mit drei schwarzen Punkten.

Dazu schlagen wir folgende Bildbeschreibung vor:
Foto: Ein Physiotherapeut behandelt in einer Praxis eine Frau am Fuß. Sie liegt bäuchlings auf einer Liege, er steht dahinter. Er ist jung, hat kurze schwarze Haare und an seinem weißen T-Shirt trägt er einen gelben Button mit drei schwarzen Punkten.

Das Berufsfeld der Physiotherapie

Die Berufe in der Physiotherapie – das sind Masseur und medizinischer Bademeister bzw. Masseurin und medizinische Bademeisterin und Physiotherapeutin bzw. Physiotherapeut – bieten für blinde und sehbehinderte Menschen traditionell hervorragende Betätigungsmöglichkeiten. Ihre Expertise ist anerkannt und sie werden von Patientinnen und Patienten geschätzt. Während Arbeitslosigkeit normalerweise ein riesiges Problem unter blinden und sehbehinderten Menschen ist, ist das im Bereich der Physiotherapie anders: Die Vermittlungsquote liegt bei nahezu 100 Prozent.

Das Problem

Bislang werden blinde und sehbehinderte Menschen an drei spezialisierten Berufsfachschulen ausgebildet, die sich konzeptionell, didaktisch und methodisch darauf eingerichtet haben. Nun sollen die Berufe in der Physiotherapie modernisiert werden. Eine Modernisierung der Berufe unterstützt der DBSV ausdrücklich. Sie muss aber gewährleisten, dass blinden und sehbehinderten Menschen der Zugang zu diesem Berufsfeld weiterhin uneingeschränkt möglich bleibt.

Wenn Physiotherapeuten künftig nur noch an Hochschulen ausgebildet würden, wäre es das Aus für die allermeisten blinden und sehbehinderten Menschen. Diejenigen, die heute in der Physiotherapie arbeiten, haben zumeist kein Abitur. Hochschulen sind auch nicht darauf eingestellt, die medizinisch-therapeutischen Inhalte blinden- und sehbehindertengerecht zu vermitteln. Ein Großteil der Auszubildenden hat die Sehbehinderung zudem erst im Laufe des Berufslebens erworben. Der Berufswechsel in die Physiotherapie erfolgt also im Rahmen einer Rehabilitationsmaßnahme mit einer speziellen Begleitung. Und es gibt ein Finanzierungsproblem: Die Kostenträger fühlen sich für behinderungsbedingt notwendige „Umschulungen“ bislang nicht zuständig, wenn diese an einer Hochschule stattfinden sollen.

Ebenso problematisch wäre es für blinde und sehbehinderte Menschen, wenn der Beruf des Masseurs/medizinischen Bademeisters wegfiele. Es ist der einzige Gesundheitsberuf, der mit Hauptschulabschluss zugänglich ist. Er bietet vielen blinden und sehbehinderten Menschen sehr gute Berufsperspektiven und ein Sprungbrett, um sich für die Physiotherapie weiterzuqualifizieren. Das gilt es zu erhalten.

Wir fordern

  • Beide Berufe, das heißt, „Masseur und medizinischer Bademeister bzw. Masseurin und medizinische Bademeisterin“ und „Physiotherapeutin bzw. Physiotherapeut“ müssen auch bei einer Reform uneingeschränkt in ihrer Eigenständigkeit erhalten bleiben.
  • Für beide Berufe muss es weiterhin die Regel sein, dass die Ausbildung grundständig in Berufsfachschulen erfolgt. Eine Vollakademisierung des Berufs Physiotherapeut lehnt der DBSV ab. Akademische Ausbildungsgänge für diesen Beruf dürfen nur ergänzend für herausgehobene Tätigkeiten angeboten werden.
  • Wenn ergänzend die Möglichkeit einer akademisierten Ausbildung geschaffen wird, dann muss auch hier ein uneingeschränkter Zugang für blinde und sehbehinderte Menschen abgesichert werden.
  • Blinde und sehbehinderte Menschen müssen weiterhin die uneingeschränkte Erlaubnis für die Ausübung beider Berufe erwerben können und die entsprechende Berufsbezeichnung führen dürfen.

Videostatements

Isabel ist Auszubildende zur Physiotherapeutin beim Berufsförderungswerk Mainz. Sollten die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums umgesetzt werden, wäre dies das Aus für die beruflichen Pläne der blinden jungen Frau:

Videobeschreibung: Eine junge Frau mit schulterlangen glatten Haaren und einer Brille sitzt in einem Raum, im Hintergrund Trainings- und Übungsgeräte. Sie trägt eine weinrote Kapuzenjacke und ein weißes T-Shirt.

Warum eine Vollakademisierung der Physiotherapie den Fachkräftemangel verstärken würde, erklärt Wolfgang Oster, Geschäftsführer des Berufsförderungswerks Mainz:

Videobeschreibung: Ein Mann mittleren Alters in einem Besprechungsraum. Es hat graue lockige Haare und trägt einen dunklen Pullover. Im Hintergrund ein Meetingtisch und ein Aktenschrank, rechts ragt eine Grünpflanze ins Bild hinein.