Hautnah – Réné Koch über die Haut und ihre Pflege

Mit unserer Haut beschäftigen wir uns meistens nur dann bewusst, wenn etwas nicht stimmt, es irgendwo juckt oder uns Pickel stören. Dabei ist die Haut unser flächenmäßig größtes Organ und ein bemerkenswertes Multitalent: Sie hält unser Innerstes zusammen, sie ist Atmungs- und Ausscheidungsorgan und bietet uns Schutz vor Hitze und Kälte, Sonnen- und Erdstrahlung und negativen Umwelteinflüssen wie Feinstaub oder Elektrosmok. Sie wehrt sogar kleine Gewalteinwirkungen von außen ab: Wenn der Schuh drückt, bildet sich Hornhaut, um den Knochen darunter zu schützen. Die Haut arbeitet rund um die Uhr und ohne Urlaubsanspruch und Krankschreibung. Wir können froh sein, dass sie keine Gewerkschaft hat, sonst hätte sie schon längst rebelliert!

Die Faktoren, die das Hautbild beeinflussen sind vielfältig und von Person zu Person unterschiedlich. Zweifelsohne spielt das Alter eine Rolle, denn während bei Babys noch alles gut gepolstert, glatt und schön weich ist, trocknet die Haut mit zunehmendem Alter leichter aus, weil die Talgdrüsen sie nicht mehr so effektiv mit Fett versorgen. Dass starke hormonelle Schwankungen – wie man sie etwa in der Pubertät erlebt – sichtbar negative Auswirkungen auf die Haut haben können, wissen vermutlich die meisten von uns aus eigener Erfahrung. Hautunreinheiten können aber auch die Folge von zu stark arbeitenden Talgdrüsen sein. Zu Verhornungen oder Schuppenbildung kann es kommen, wenn die oberste Hautschicht, die sich regelmäßig im 28-Tage-Rhythmus erneuert, nicht gleichmäßig abstirbt. Und auch wenn wissenschaftlich nicht eindeutig erwiesen ist, dass eine bestimmte Ernährungsweise das Hautbild beeinflusst, wird die eine oder der andere nach exzessivem Konsum von Schokolade, Chips und Co. auch schon mal Auswirkungen auf die Haut an sich festgestellt haben.

Wenn zwei Drittel der Haut verbrannt sind, wird es schließlich für jeden Menschen lebensgefährlich. Zwar kann man dank moderner Medizin heute Haut in der Größe einer Briefmarke auf die Fläche einer ausgefalteten Tageszeitung nachzüchten und transplantieren, aber diese gute Nachricht sollte uns nicht dazu verleiten, mit unserer Haut herumzufreveln. Deshalb wollen wir uns im ersten Beitrag dieser Reihe auch der Frage widmen, wie wir unserer Haut ganz allgemein etwas Gutes tun können und was wir dazu wissen müssen.

1) Den Hauttyp erkennen

So wie manche Menschen einfach einen unverwüstlichen „Saumagen“ haben, bekommen andere von ihrem Magen-Darm-Trakt für jedes Gramm Fett die Rechnung. Auch der Hauttyp ist genetisch angelegt. Wer eine sensible Haut hat, muss gerade im Winter mehr zu ihrem Schutz beitragen. Sie ist von Natur aus dünn und trockener, weil sie über weniger fettende Talgdrüsen verfügt. Letztere stellen ihre Tätigkeit sowieso ab Null Grad Außentemperatur langsam ein, so dass ihr eurer sensiblen Haut den Winterspaziergang nur mit zusätzlicher Fettcreme oder einem schützenden Make-Up (z.B. Camouflage mit Avocadoöl) zumuten solltet.

Aber erst mal überhaupt den Hauttyp erkennen: Die empfindliche Haut wirkt fast durchsichtig und lässt rote Äderchen sichtbar werden. Die normale Mischhaut, die die meisten Menschen haben, ist in der T-Zone (das ist die T-förmige Partie von der Stirn über die Nase bis hin zum Kinn) robuster, fettiger und sichtbar großporiger und wird an den Außenpartien trockener. Fettige Haut zeichnet sich hingegen dadurch aus, dass sie überall ölig ist.

Wenn ihr keine Kosmetikerin oder Freundin zur Hand habt, die eure Haut unter die Lupe nimmt, könnt ihr sie auch unter die eigenen Finger nehmen. Streicht dazu ganz leicht über die Mittelpartie des Gesichts und fühlt nach, wie gut ihr gleitet. Wer wie auf Bohnerwachs glitscht, wird eher eine fettige Haut haben. Auch die Mischhaut darf sich ein bisschen schmierig anfühlen. Ein Gefühl von Seide deutet hingegen auf eine trockene Haut hin. Wenn sich die Haut rau und schuppig anfühlt, ist Handlungsbedarf geboten! Das empfiehlt sich natürlich auch für den restlichen Körper. Fühlt doch einmal bewusst nach, ob ihr vielleicht raue Knie oder Ellbogen habt. Und gerade, wenn ihr immer mal wieder Hautprobleme habt, lohnt es sich auch, eine Art Hauttagebuch zu führen und die verschiedenen Hautveränderungen nebst möglicher Ursachen und Einflüsse zu dokumentieren.

2) Die Haut richtig pflegen

Wenn wir unsere Schuhe im Winter nach Streusalz und Schneematsch gut pflegen, halten sie länger und sehen besser aus. Mit unserem „Leder“ am Körper ist das genauso!

Mit dem Wissen über euren Hauttyp könnt ihr auch geeignete Pflegeprodukte auswählen. Wer bei eher fettiger Haut eine Creme für sehr trockene Haut benutzt, nur weil sie gut riecht oder die Freundin sie auch benutzt, wird außer dem angenehmen Duft kaum positive Effekte erzielen.

Für alle unsere Hautpflegeprodukte gilt, dass das Kaufdatum unbedingt im Gedächtnis oder aber (Haut-)Kalender vermerkt werden sollte. Viele fangen drei Cremes gleichzeitig an, kaufen eine neue, nachdem die alte vorübergehend verschwunden war und kriegen hier und da noch eine geschenkt. Dass Cremes wie Lebensmittel nicht ewig halten, beachten die wenigsten. Ein richtiges Verfallsdatum ist zwar nicht auf den Packungen notiert, aber dafür ein Vermerk, wie lange das Produkt nach Öffnen noch zu gebrauchen ist. „M6“ bedeutet, dass ihr die Creme auch nur noch sechs Monate nach dem Anbrechen benutzen solltet. Denn vor allem Pilzkulturen gedeihen im feuchtwarmen Badezimmerklima wunderbar und nicht selten tragen wir selbst mit nicht ganz sauberen Fingern zur Verunreinigung der Cremes bei. Generell empfiehlt sich daher, eher Tuben als Tiegel zu kaufen oder aber die Creme mit einem Spatel aus der Dose zu nehmen, um die Haut nicht mit zusätzlichen Pilzen oder Bakterien zu belasten.

Auch die regelmäßige Reinigung ist ein wichtiges Thema – nicht zuletzt, weil die Haut selbst ein Ausscheidungsorgan ist und – wie der Darm auch! – verstopfen kann. Diese verstopften Poren werden dann als Hautunreinheiten sichtbar. Wer sehr viele, pustulöse Pickel oder Milien (kleine weiße Körnchen) hat, sollte sie lieber von der Kosmetikerin entfernen lassen. Wenn man sie zu stark nach unten ausdrückt, können Furunkel entstehen, Ansonsten könnt ihr Pickeln am besten mit Zinksalbe oder schwefelhaltigen, austrocknenden  Pickelstiften zu Leibe rücken.

Für die unterstützende Reinigung von innen ist ein Entschlackungstag ratsam. Nehmt mal einen ganzen Tag lang – am besten zu Neumond! - nur Mineralwasser oder Brühe und/oder wasserhaltiges Obst wie geriebenen Apfel zu euch. Ein schönes Rezept für einen basischen Trunk ist das „Kükaleiwa“: Kümmel mit Kartoffeln und Leinsamen in Wasser kochen, 20 Minuten köcheln lassen, dann einfach durchsieben und trinken.  Diese Entschlackungskur hat nicht nur sichtbaren Einfluss auf die Haut, sondern auch gleich auf die Haare.

3) Der Haut danke sagen

Wann habt ihr das letzte Mal mit eurer Haut gesprochen? Bei der Arbeit, die sie rund um die Uhr leistet, sollte man ihr auch mal danke sagen. Über Pickel und Falten meckern die meisten Menschen ganz automatisch, aber für ihre unermüdlichen Verdienste wird die Haut nie gelobt. Deshalb cremt euch doch abends oder wenigstens einmal die Woche ganz bewusst ein – und das heißt nicht nebenbei vor dem Fernseher! Eurer Haut und damit auch euch selbst können diese zusätzlichen Streicheleinheiten nur nützen, denn die allermeisten Nerven enden in der Haut - Wissenschaftler vermuten, dass Kinder, die unter sehr starkem Milchschorf oder Neurodermitis leiden, oft vielleicht einfach zu wenig gestreichelt wurden. Nehmt euch auch am Wochenende mal ein bisschen Zeit, in der ihr sonst mit der Freundin telefoniert oder Smalltalk mit der Nachbarin gemacht hättet, für eine direkte Danksagung an die Haut. Ein ernst gemeintes und richtig empfundenes „Danke, Haut, dass du mich beschützt!“ und „Wie schön du aussiehst!“ kann wahre Wunder wirken. Glaubt ihr nicht? Die Leute, denen man einen grünen Daumen zuschreibt, sind in aller Regel auch diejenigen, die mit ihren Pflanzen sprechen – und René Koch heißt nicht umsonst auch der „Hautflüsterer“!