Social Media barrierefrei
Soziale Medien sind für viele Menschen weltweit ein wichtiger Teil des Alltags. Sie beeinflussen, wie Menschen kommunizieren, sich informieren und Beziehungen pflegen. Leider bleiben blinde und sehbehinderte Menschen oft außen vor - denn viele Social-Media-Posts sind nicht barrierefrei. Dabei „hakt“ es oft an den gleichen Stellen – und das muss nicht sein!
Auf dieser Seite zeigen wir dir, wie du deine Social-Media-Posts inklusiv gestalten kannst. Das ist meist ganz einfach!
Wie nutzen blinde und sehbehinderte Menschen eigentlich einen Computer oder ein Smartphone?
Blinde Menschen arbeiten am Computer oder Smartphone meist mit einer Sprachausgabe – einem sogenannten „Screenreader“. Er liest den Bildschirminhalt vor und sagt zum Beispiel auch Buttons und Schaltflächen an, wenn sie barrierefrei programmiert sind.
Sehbehinderte Menschen nutzen häufig eine Vergrößerungssoftware oder andere Hilfsmittel, die ihnen vergrößern, was der Bildschirm anzeigt. Manche passen auch die Farbeinstellungen an, verwenden eine inverse Darstellung oder erhöhen den Kontrast, um die Seite besser lesen zu können.
Wenn du deine Social-Media-Posts für blinde, sehbehinderte und hörsehbehinderte Menschen zugänglich machen willst, solltest du auf diese 6 Punkte achten:
1. Bilder
- Beschreibe jedes Bild, das du postest, mit einer Bildbeschreibung (Alternativtext).
Auf vielen Social-Media-Plattformen kannst du beim Hochladen eines Bildes eine Bildbeschreibung hinzufügen, den sogenannten „Alternativtext“. Menschen, die einen Screenreader verwenden, können sich diese Beschreibung anhören. Ohne Alternativtext sagt der Screenreader nur „Bild“ oder „Foto“ aber die Person am Bildschirm weiß nicht, was zu sehen ist. Deshalb ist es wichtig, eine Bildbeschreibung anzugeben.
- Achte darauf, dass Fotos gut erkennbar und nicht zu kleinteilig sind.
Menschen mit einer Sehbehinderung können die Bilder dann besser wahrnehmen. Bei deutlichen Kontrasten zwischen Vorder- und Hintergrund ist ein Foto leichter zu erkennen. Freigestellte Bilder sind z.B. besser zu sehen als Motive vor einem unruhigen Hintergrund. Ungünstig sind auch Collagen aus vielen kleinen Bildern. Besser ist es, mehrere einzelne Bilder hochzuladen, die man sich nacheinander anschauen kann (Bildbeschreibung nicht vergessen). - Achte bei Grafiken auf eine gute Lesbarkeit und gute Kontraste.
Die Schriftart und -größe, der Kontrast, der Hintergrund und die Farbwahl haben einen großen Einfluss darauf, wie gut sehbehinderte Menschen eine Grafik lesen können.
Wie du eine gute Bildbeschreibung schreibst und wie du Grafiken leserlich gestaltest, kannst du hier genauer nachlesen.
2. Videos
- Achte darauf, dass du bei deinen kurzen Videos die Inhalte auch über das Audio vermittelst.
Viele Videos sind nur mit Musik oder Untertiteln unterlegt. Wenn aber im Ton nicht erklärt wird, was im Video geschieht, können blinde und sehbehinderte Menschen dem Video nicht folgen. Mit ein paar einfachen Tipps kannst du dein Video für blinde und sehbehinderte Menschen zugänglich gestalten. Wenn du wissen willst, wie das geht, dann schau dir unsere 5 Tipps für ein barrierefreies Video an.
Wenn dein Video länger ist und du es richtig professionell machen willst, dann produziere eine Version des Videos mit Audiodeskription.
- Nutze für Einblendungen eine gut leserliche Schrift vor einfarbigem Hintergrund mit ausreichendem Kontrast. (Siehe dazu auch Tipp 5).
- Für hörsehbehinderte Menschen sind Untertitel in Videos wichtig.
Zur inhaltlichen und formalen Gestaltung haben die Gehörlosenverbände und die Rundfunkanstalten gute Richtlinien entwickelt:
Gemeinsame Untertitelrichtlinien für den deutschen Sprachraum, von deutschen, österreichischen und schweizerischen Gehörlosenverbänden entwickelt,
Untertitel-Standards der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland, Österreich und der Schweiz gemeinsam mit Hörbehindertenverbänden entwickelt.
3. Hashtags
Schreibe jedes neue Wort im Hashtag groß.
Für Hashtags werden oft mehrere Wörter aneinandergereiht. Wenn du jedes neue Wort mit einem Großbuchstaben beginnst, liest der Screenreader die Wörter mit einer kurzen Pause vor. Hashtags sind so einfacher zu verstehen, und es entstehen keine Missverständnisse. Darüber hinaus sind sie auch für Sehende leichter zu lesen.
Beispiel: #MutIstGut statt #mutistgut
Achtung: Manche Social-Media-Plattformen schlagen passende Hashtags vor. Bei diesen beginnen neue Wörter meist nicht mit einem Großbuchstaben. Gib deshalb Hashtags lieber selbst ein, statt die Vorschläge zu übernehmen.
4. Emojis
Nutze gern Emojis - aber bitte nicht zu viele.
Emojis, die in Unicode enthalten sind, haben einen Alternativtext, der von einer Sprachausgabe vorgelesen wird (Beispiel: „Lachendes Gesicht mit offenem Mund und lächelnden Augen“). Da wird schnell klar: zu viele Emojis in einem Text können stören, weil jedes Mal die Bedeutung vorgelesen wird.
Wenn du wissen willst, wie die deutschen Alternativtexte von Emojis lauten, kannst du z.B. bei Wikipedia nachschauen, oder direkt bei der Unicode-Organization.
Übrigens: Emojis in Nutzernamen sehen vielleicht gut aus, werden aber bei jedem Post mit vorgelesen. Verzichte also lieber darauf.
Und noch eine Anmerkung: Wenn du Emojis benutzt, denke daran, dass sie je nach Kontext unterschiedlich verstanden werden können. Manche Emojis haben "geheime" Bedeutungen - einige werden zum Beispiel von Rechtsextremen verwendet. Campact hat dazu eine hilfreiche Übersicht erstellt.
5. Unicode-Formatierungen
Verwende keine Unicode-Zeichencodes, um deine Texte in einem Post zu formatieren.
Ab und zu sieht man im Text von Social-Media-Posts Fettdruck, kursive Schrift oder Ähnliches, obwohl die Plattformen eigentlich keine Formatierung zulassen. Diese können allerdings über einen Umweg, durch die Verwendung von Unicode-Zeichencodes, erzeugt werden. Das sieht zwar manchmal besser aus, Screenreader lesen den Text innerhalb solcher Formatierungen aber nicht vor. Verzichte also lieber darauf, damit deine Texte für alle zugänglich sind. Das gilt natürlich auch für Unicode-Zeichen im Nutzernamen.
6. "ASCII-Art" (Bilder aus Schriftzeichen)
Verzichte auf Bilder, die aus einzelnen Schriftzeichen zusammengesetzt sind.
Bilder, die aus Schriftzeichen zusammengesetzt sind, werden von Screenreadern als einzelne Zeichen vorgelesen. Schau dir das Beispiel rechts an, dann kannst du dir bestimmt vorstellen, dass das ganz schön lange dauern kann.
Hier liest der Screenreader jeden einzelnen Unterstrich, Backslash und die anderen Zeichen vor: "Unterstrich, Unterstrich, Unterstich, Backslash, Unterstrich, Unterstrich, Unterstrich, Punkt" und so weiter. Was das Bild zeigt, wird nicht klar.
Im Nutzernamen sind solche Kunstwerke ganz besonders lästig, weil bei jedem Post wieder jedes einzelne Zeichen vorgelesen wird.
Und was ist mit KI?
Kann die nicht einfach das Bild beschreiben, das Video zusammenfassen oder den Untertitel erstellen?
KI-Tools wie ChatGPT oder Be My AI können eine gute Hilfe sein. Für Bildbeschreibungen und Transkripte liefern sie schon erstaunliche Ergebnisse. Und sie werden immer besser.
Wichtig: Wenn du KI nutzen willst, dann solltest du das Ergebnis auf jeden Fall am Ende kontrollieren und, wenn nötig, noch einmal anpassen.
Wenn du diese Tipps umsetzt, kannst du deine Social-Media-Kanäle für blinde, sehbehinderte und hörsehbehinderte Menschen zugänglich machen. Ein bisschen Zeit braucht das natürlich – aber weniger, als du denkst!
Kennst du noch weitere Tipps, um Social-Media-Posts barrierefrei zu gestalten? Dann schreib mir gern unter: a.olzem@dbsv.org.
Diese Seiten sind entstanden im Rahmen des Projekts „Social Media barrierefrei – informieren, qualifizieren, vernetzen“, gefördert von der BARMER Krankenkasse.