Barrierencheck für Konferenzplattformen

Sie möchten Videokonferenzen abhalten und Ihre blinden und sehbehinderten Team-Mitglieder dabei nicht ausschließen? Mit der folgenden Checkliste können Sie gemeinsam prüfen, welche Konferenzplattform die richtige für Sie ist.

Grafik: Drei Computermonitore nebeneinander, im Vordergrund der eines Laptops. An allen Monitoren sind als Grafik in kleinen "Kacheln" Personen unterschiedlicher Haar- und Hautfarbe abgebildet, eine davon mit gelber Armbinde mit drei schwarzen Punkten.

Anmeldung / Registrierung

Ist es möglich, sich blind in der App oder auf der Website zu registrieren und anzumelden?

Bei der einmaligen Registrierung kann eventuell ein sehendes Team-Mitglied helfen. Ist dies aber bei jeder Anmeldung zu einem Meeting nötig, ist kein eigenständiges Arbeiten möglich.

Tastaturbedienung am PC oder Mac

  1. Prüfen Sie, ob es auf den Support-Seiten des Anbieters oder in der App selbst eine Liste von Tastenkombinationen gibt, mit denen die App gesteuert werden kann.
  2. Gibt es keine Tastenkombinationen, ist zu prüfen, ob die App trotzdem per Tastatur bedient werden kann:
    • Können die Steuerelemente der App mit Tab fokussiert werden?
    • Können Schalter mit Leer oder Enter ausgeführt werden?
    • Kann mit Ctrl-Tab oder F6 zwischen Fenstern gewechselt werden?
    • Kann das Menü (falls vorhanden) mit Alt oder der Kontextmenütaste aufgerufen werden?
  3. Sind die Bedingungen unter 1. und 2. nicht gegeben, ist die App nicht blind nutzbar.

Touchscreen-Steuerung

Bei einer Smartphone-App ist zu prüfen, ob die Elemente der App mit den Touch-Gesten des Screen Readers fokussiert und im Falle von Funktionsschaltflächen eingestellt oder ausgelöst werden können.

Ist dies nur teilweise möglich, muss abgewogen werden, ob die Beeinträchtigung ein eigenständiges Arbeiten zulässt oder nicht.

Screen-Reader-Kompatibilität

  1. Prüfen Sie, ob der Screen Reader die fokussierten Elemente korrekt ansagt. Wenn statt eines aussagekräftigen Labels eine unbeschriftete Grafik oder nur das Wort „Schalter“ gemeldet werden, besteht je nach Screen Reader eventuell die Möglichkeit, ein eigenes Label zu vergeben.
    Ist dies nicht möglich, muss abgewogen werden, ob die Beeinträchtigung ein eigenständiges Arbeiten zulässt oder nicht.
  2. Prüfen Sie, ob Statusmeldungen während eines Meetings vom Screen Reader wiedergegeben werden. Diese betreffen u.a.:
    • Nutzerin bzw. Nutzer schaltet Audio oder Video ein oder aus
    • Host schaltet Audio stumm oder frei
    • Teilnehmende betreten oder verlassen das Meeting
    • Nachrichten werden per Text-Chat geschickt
    • Teilnehmende betreten den Warteraum (nur Host)
    • Teilnehmende nutzen die Melden- bzw. Hand-Heben-Funktion (nur Host)

Meldet der Screen Reader keine oder nur wenige Statusmeldungen, muss wiederum abgewogen werden, eine wie starke Beeinträchtigung dies darstellt.

Teamwork-Funktionen

Konferenzplattformen bieten in der Regel weitergehende Teamwork-Funktionen, wie das Teilen oder Freigeben des Bildschirms, das Wiedergeben von Computer-Audio an alle oder das Teilen und gemeinsame Bearbeiten von Dokumenten.

Sollen diese Möglichkeiten genutzt werden, sind sie anhand der o.g. Kriterien zu prüfen.

Hierzu einige Anmerkungen:

  • Ein vom Host geteilter Bildschirm, etwa ein Programmfenster oder ein Textdokument, ist für Menschen, die Screen Reader nutzen, nicht zugänglich, da nur ein Bild übertragen wird.
    Nutzt der Host selbst einen Screen Reader, kann dieser per Computer-Audio übertragen werden, allerdings an alle Teilnehmenden.
  • Beim Teilen von Dokumenten ist zu beachten, dass diese Funktion, auch wenn barrierefrei, für Nutzerinnen und Nutzer von Screen Readern bei parallelem Voice Chat schwierig ist.

Sehbehinderung

Die folgenden Punkte begünstigen das Nutzen einer App durch sehbehinderte Menschen:

  • Ein kontrastreiches Design erleichtert die Orientierung auf der Bedienoberfläche.
  • Die einzelnen Bereiche der Anwendung, wie Chat, Teilnehmendenliste und Videofenster, sollten separat in der Größe verändert oder frei verschoben werden können.
  • Einstellungen zum Skalieren der Textgröße sorgen für eine bessere Lesbarkeit.
  • Die Funktion, die den Feed des Menschen vergrößert, der gerade spricht, sollte abschaltbar sein, um unnötige Bewegungen auf dem Bildschirm zu vermeiden.

Da Sehbehinderung unterschiedliche Ausprägungen hat, ist die Tauglichkeit einer App stark vom Einzelfall abhängig. Das Fehlen einer oder mehrerer der o.g. Eigenschaften erschwert möglicherweise die Nutzung, macht sie aber nicht unbedingt unmöglich.