Bahnstreik kann für blinde und sehbehinderte Menschen Hausarrest bedeuten

Berlin. Schnell aufs Fahrrad umsatteln, weil die S-Bahn nicht fährt, einfach einen Mietwagen reservieren, weil der Regionalzug ausfällt – nicht jeder hat diese Option. Aus Anlass des neunten Streiks im aktuellen Tarifkonflikt bei der Bahn weist der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) auf die gravierenden Folgen für Menschen mit Seheinschränkung hin.

Nach Zahlen der WHO leben mehr als 1,2 Millionen sehbehinderte und blinde Menschen in Deutschland. Sie sind auf den Öffentlichen Verkehr angewiesen, weil sie kaum Möglichkeiten haben, auf alternative Verkehrsmittel umzusteigen. Und das betrifft nicht nur Fahrrad und Mietwagen – auch die meisten Fernbusse mit ihrer dazugehörigen Infrastruktur sind nicht barrierefrei nutzbar.

Veranstaltungen für blinde und sehbehinderte Menschen sind in ganz besonderem Maße von Bahnstreiks betroffen – von den Schulungen für ehrenamtliche Berater des DBSV bis zu Europas größter Fachmesse für Hilfsmittel, der SightCity, die gestern in Frankfurt ihre Pforten geöffnet hat.

Am meisten unter dem Streik zu leiden haben aber blinde und sehbehinderte Menschen, die weitab von den großen Bahnachsen leben. Für sie kann es „Hausarrest“ bedeuten, wenn der Regionalverkehr der Bahn ausfällt.

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband fordert die Konfliktparteien auf, sich zu einigen und so der Verantwortung ihren Fahrgästen gegenüber gerecht zu werden.