15. Oktober 2014 - 50 Jahre „Tag des weißen Stockes“

Blinde Menschen starten bundesweite Aktion „Bitte Weg frei!“

Berlin. Am 15. Oktober findet zum 50. Mal der internationale Tag des weißen Stockes statt. Anlässlich des Jubiläums fordern die blinden und sehbehinderten Menschen in Deutschland zu mehr Rücksicht auf. In einer breit angelegten Aktion weisen sie auf die Bedeutung von Bodenleitsystemen hin, die mit dem Stock ertastet werden und im öffentlichen Raum zur Orientierung dienen. Das Motto: „Bitte Weg frei!“.

Im Boden verlegte Platten mit Noppen und Rippen haben verschiedene Funktionen: Sie leiten, warnen und stoppen. In Reihe verlegte Platten mit Rippen, sogenannte Leitstreifen, zeigen eine sichere Strecke an. Sie sind beispielsweise auf Bahnsteigen zu finden, natürlich mit ausreichendem Abstand von der Bahnsteigkante. Wer dort sein Gepäck abstellt und so die Leitstreifen blockiert, zwingt blinde und sehbehinderte Menschen zu Umwegen, die gefährlich werden können. Deshalb verteilen die Selbsthilfeorganisationen am 15. Oktober in ganz Deutschland Aktionspostkarten, mit denen die sehenden Mitbürger aufgefordert werden, den „Stockeinsatz“ zu erleichtern.

Parallel finden an zehn Bahnhöfen Schwerpunktaktionen statt. Hier haben sehende Menschen Gelegenheit, selbst einmal einen Leitstreifen zu nutzen – ausgestattet mit einer Augenbinde und einem Langstock. An Infotischen stehen zudem Vertreter der Selbsthilfeorganisationen für persönliche Gespräche und Informationen zur Verfügung.

Die Aktion „Bitte Weg frei!“ wird vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband gemeinsam mit dem Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf organisiert. Sie findet mit Unterstützung der Deutschen Bahn AG statt.

„Für blinde und sehbehinderte Menschen ist die Deutsche Bahn ein sehr wichtiger Verkehrsträger“, erklärt Ellen Engel-Kuhn, Leiterin Kontaktstelle für Behindertenangelegenheiten bei der DB. „Für uns stellen sie eine bedeutende Zielgruppe dar, deren spezifische Bedürfnisse wir sowohl bei Bahnhofsmodernisierungen als auch bei Fahrzeugprojekten in unsere Planungen einbeziehen.“ Zirka 4.120 Bahnsteige (45 Prozent) der DB sind bisher nach Angaben des Unternehmens mit einem taktilen Leitsystem aus Bodenindikatoren ausgestattet.

Presseservice:

Für Ihre Berichterstattung über den 50. Tag des weißen Stockes und die Bedeutung von Rippen- und Noppenplatten finden Sie Pressebilder zum kostenfreien Abdruck, eine Liste der Schwerpunktaktionen, Fachinformationen zu Bodenleitsystemen sowie einen ausführlichen Artikel über die Geschichte des weißen Stockes unter www.weisser-stock.de

Hintergrund: 50 Jahre Tag des weißen Stockes

Anfang der 1960er Jahre drängten mehrere staatliche Organisationen und Rehabilitationseinrichtungen blinder Menschen den US-Kongress, einen jährlichen Gedenktag in allen 50 Bundesstaaten auszurufen, der an die Funktion des weißen Stocks als Hilfsmittel und Erkennungszeichen im Straßenverkehr erinnern sollte. 1964 wurde eine entsprechende Resolution angenommen und in Kraft gesetzt, die den 15. Oktober zum White Cane Safety Day (übersetzt ungefähr: „Verkehrssicherheitstag des weißen Stockes“) erklärte. Mit seiner umgehenden Proklamation unterstützte der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, Lyndon B. Johnson, das Streben blinder Menschen nach mehr Selbstständigkeit.

Der Tag des weißen Stockes entwickelte sich schnell zum weltweiten Aktionstag der blinden Menschen. Seit dem Jahr 2002 ist der 15. Oktober in Deutschland zugleich der Abschlusstag der Woche des Sehens.

Nach deutschem Recht ist ein Mensch blind, wenn er auf dem besser sehenden Auge selbst mit Brille oder Kontaktlinsen nicht mehr als 2 Prozent von dem sieht, was ein Mensch mit normaler Sehkraft erkennt. Wenn man weniger als 5 Prozent sieht, gilt man als hochgradig sehbehindert. Auch viele hochgradig sehbehinderte Menschen sind auf den weißen Stock angewiesen.

Hintergrund: Woche des Sehens vom 8. bis 15. Oktober 2014

„Gute Aussichten!“ heißt das Thema der diesjährigen Woche des Sehens unter der Schirmherrschaft der Fernsehjournalistin Gundula Gause. Getragen wird die Aktionswoche von der Christoffel-Blindenmission, dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband, dem Berufsverband der Augenärzte, dem Deutschen Komitee zur Verhütung von Blindheit, der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, dem Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf sowie der PRO RETINA Deutschland. Seit dem Jahr 2002 informiert die bundesweite Kampagne mit vielfältigen Aktionen über die Bedeutung guten Sehvermögens und klärt über die Ursachen vermeidbarer Blindheit sowie die Situation sehbehinderter und blinder Menschen in Deutschland und in den Entwicklungsländern auf. Unterstützt wird die Woche des Sehens von der Aktion Mensch und der Carl Zeiss Meditec AG.

Hintergrund: Weitere Maßnahmen zur Barrierefreiheit bei der Deutschen Bahn

In einigen Bahnhöfen gibt es an den Treppen zu den Bahnsteigen Handlaufbeschriftungen mit Prismen- oder Brailleschrift und in den Bahnhofshallen Tafeln mit taktilen, der Hand ertastbaren, Lageplänen. Darüber hinaus verfügen alle neu eingebauten Aufzüge über tastbare Bedienelemente sowie über ein Sprachmodul. Auch in mittlerweile 55 Reisezentren erfolgt eine taktile Wegeführung, so die Deutsche Bahn.