Aquacycling - rauf aufs Unterwasserfahrrrad

Aquacycling ist eine spezielle Form der Wassergymnastik, die wohl schon in den 1980er Jahren kurz Trend war und jetzt wieder in Mode kommt.

Das Besondere an dieser Sportart ist, dass die Kursteilnehmer auf Fahrrädern im Wasser sitzen und während des Radelns auch Übungen mit den Armen ausführen, so dass der ganze Körper beansprucht und trainiert wird. Aquacycling wird in manchen Hallenbädern als Kurs angeboten und auch in der Klinik als Therapiemöglichkeit  eingesetzt. Die Unterwasserfahrräder stehen im Nichtschwimmerbereich in einer Wassertiefe von etwa 130 Zentimetern, bei einer wassertemperatur von etwa 30 Grad. In der Therapie wird es besonders für Hüft- und Knieleiden emphohlen oder als Prävention. Beim Aquacycling wird vor allem die Ausdauer trainiert und das Training wird durch Kräftigungsübungen ergänzt.

So weit ein bisschen was zur Definition. Jetzt möchte ich von meinen eigenen Erfahrungen mit dem Aquacycling berichten.

Wie kam ich zum Aquacycling?

Ich habe das Glück, in meiner Nähe ein kleines Schwimmbad zu haben, in dem verschiedene Wassergymnastik-Kurse angeboten werden. Ich habe dort einige Jahre einen Wassergymnastik-Kurs vom "Deutschen Roten Kreuz" besucht und habe dort Schwangerschaftswassergymnastik und Babyschwimmen in zahlreichen Kursen praktiziert. Irgendwann bekam ich zufällig mit, dass am Beckenrand nun auch Fahrräder stehen und erfuhr, dass es Aquacycling-Kurse geben würde. Ich konnte mir unter Aquacycling erst mal nicht so viel vorstellen und habe das Internet befragt. Was ich dort las, machte mich neugierig, und als mir eine Freundin von ihren Erfahrungen beim Aquacycling berichtete, beschloss ich, es auszuprobieren. In der schule habe ich auch einmal einen Spinning-Kurs besucht. Dabei sitzen die Teilnehmer auf feststehenden Fahrrädern, es läuft Musik und durch einen Lautsprecher gibt der Trainer seine Anweisungen. Ich finde, dass Aquacycling sozusagen Spinning im Wasser ist und da ich sowohl Wassergymnastik als auch Spinning mag, ist das für mich eine super Kombination. Ich war leztes Jahr zum Schnuppertraining und habe mich nun schon für den vierten Kurs angemeldet. Bei uns geht ein Kurs über 10 Termine, die wöchentlich stattfinden.

Wie läuft das Aquacycling ab?

Um Aquacycling ausüben zu können, benötigt man nur Badekleidung und am besten noch eine Flasche Wasser, die man vor sich an den Beckenrand stellt, um zwischendurch etwas trinken zu können. Bevor es ins Wasser geht, wird erst mal das Fahrrad getestet und Sattel und Lenker auf die richtige Höhe eingestellt. Außerdem kann der Tretwiderstand variiert werden. Um auf den Fahrradpedalen Halt zu haben, benötigt man Schwimmschuhe, die man entweder mitbringen oder auch ausleihen kann. Wenn die Schuhe an den Füßen sind und das Fahrrad richtig eingestellt ist, dann geht’s ins Becken. Das Fahrrad wird mit dem Lenker Richtung Rand aufgestellt und die Wasserflasche in greifbarer Nähe platziert. Dann rauf aufs Fahrrad! Die Füße in den Schuhen werden an den Pedalen fixiert.

Zuerst gibt es eine Aufwärmphase. Es läuft Musik über Lautsprecher und die kursteilnehmer können sich langsam einfahren. Das Ziel ist es, die gesamte Kurszeit, also eine Stunde, durchgehend mit den Füßen zu treten. In unserem Kurs gibt es in jeder Stunde verschiedene Einheiten. Es gibt drei Einheiten, in denen es richtig anstrengend wird und zwischendurch Kräftigungsübungen für Arme und Oberkörper. In den drei Einheiten geht es entweder um Ausdauer oder Geschwindigkeit und meistens spielt beides eine Rolle. Da gibt es dann Ausdaur- und Sprinntphasen, die sich abwechseln und extrem anstrengend sein können. das Tempo und die Belastung bestimmt jeder für sich selbst. Was gerade angesagt ist, wird vom Trainer vorgegeben. Er gibt die Zeit durch, zählt den Countdown runter und feuert uns an.

Es gibt verschiedene Sitz- und Griffpositionen, die vom Trainer vorgegeben werden oder die man sich dann zum Teil auch selbst aussuchen kann. Der Po kann entweder auf dem Sattel sitzen, über dem sattel schweben oder es wird im Stehen gefahren. Die hände können in vier Positionen am Lenker greifen. Die Sitz- und Griffpositionen werden unterschiedlich kombiniert und auch das ist abwechslungsreich und unterschiedlich anstrengend.

Im Hintergrund läuft die ganze Zeit Musik. Dadurch, dass die Anweisungen und die Musik ständig wechseln, wird es spannend und so wird man von der Belastung ganz gut abgelenkt. Manchmal stellt uns unser Trainer sogar mitten im Ausdauertraining Quizfragen, um für Ablenkung zu sorgen.

Die Kräftigungsübungen werden mit den Armen ausgeführt. Die Arme werden gegen den Wasserwiderstand durch das Wasser gezogen oder es wird ins Wasser in verschiedene Richtungen geboxt. Manchmal setzt unser Trainer auch Hilfsmittel wie z.B. Paddel ein. Während der Armübungen sind die Beine die ganze Zeit mit in Bewegung. Um nicht vom Sattel zu rutschen, werden die Muskeln von Bauch und Rücken benötigt. Die Beine radeln, die Arme sind in Bewegung und Bauch und Rückenmuskeln müssen dagegen halten und für Stabilität sorgen. Dieses Training beansprucht den ganzen Körper, kann sehr anstrengend werden und am nächsten Tag muss man sich nicht mit einem heftigen Muskelkater herumquälen, weil zu den Vorteilen der Sportarten im Wasser gehört, dass es so gut wie nie Muskelkatererscheinungen gibt. Die Muskeln werden beim Aquacycling gleichzeitig entspannt und gestärkt. Das Training ist abwechslungsreich und man kann sich richtig verausgaben, wenn man das möchte und danach ist man durch den Aufenthalt im Wasser und die heiße Dusche danach völlig tiefenentspannt und noch nicht einmal verschwitzt.

Wem würde ich Aquacycling empfehlen?

Aquacycling ist so ziemlich für jeden geeignet. Ich denke, schwierig wird es sicher, wenn jemand auf Hörgeräte angewiesen ist, die nicht nass werden dürfen und deshalb im Wasser herausgenommen werden müssen, denn es ist durch die Musik und die Ansagen schon etwas lauter und die Anweisungen sollten ja auch verstanden werden können. Wenn Jemand mit den Knien oder Hüften Schwierigkeiten hat, dann kann Aquacycling als Therapie sehr sinnvoll sein und Linderung schaffen. Ich bin völlig blind und fühle mich bei dieser Sportart gar nicht eingeschränkt. Ich lasse mir das Fahrrad ins Wasser stellen, um sicher zu sein, dass ich genügend Abstand zu den Fahrrädern neben mir habe. Mit etwas Absprache untereinander könnte ich das sicher auch allein. Bei uns sind es so etwa 12 Leute im kurs und damit ist die Gruppe überschaubar. Jeder ist fest auf seinem Fahrrad und so gibt es auch nicht die Situation, dass ich mich im Becken Orientieren und gleichzeitig versuchen muss, nicht meine kursteilnehmer anzurempeln oder ähnliches, wie es bei anderen Aqua-Sportarten durchaus mal vorkommen kann.

Was auch für diese Sportart spricht: Es werden viele Kalorien verbraucht. Laut Internet sogar bis zu 800 Kalorien pro Stunde. Das ist also genau das Richtige für die oft eher bewegungsärmeren dunklen Monate und eine gute Vorbeugung gegen den Winterspeck.

Wenn ihr ein Schwimmbad in eurer Nähe habt, wo Aquacycling angeboten wird, dann probiert es aus! Oder ihr sucht sonst nach Spinning-Kursen, die zwar außerhalb des wassers und dadurch nicht ganz so effektiv sind, die aber in vielen Fitnessstudios angeboten werden und laut meiner Einschätzung noch verbreiteter sind als die Wassersportvariante.

(von Wencke Gemril)