Ballsport mal anders: Fit mit dem Poi

Auch wenn das Wort ebenso ein hawaianisches Gericht und einen Fluss in Russland bezeichnet, kann „Poi“ noch etwas ganz anderes sein: ein tolles Spiel- und Fitnessgerät für die Freizeit. Auch beim Louis-Braille-Festival in Leipzig kamen die Poi in einem Workshop zum Einsatz.

„Poi“ bedeutet auf seiner Herkunftssprache, dem Maori, einfach nur „Ball“ und das sind die Poi letztlich auch: Bälle , die von einer Schnur gehalten und mit den Armen zu den atemberaubendsten Figuren geschwungen werden können.

Die Wurzeln dieser Sport- und Kunstform liegen in Neuseeland, wobei der Ursprung an sich relativ wenig erforscht ist, da überwiegend mündliche Überlieferungen bekannt sind. Die Ur-Poi waren eine Erfindung der Maori-Frauen und bestanden aus zwei gleich langen Ästen, die an ihren Enden mit Flachs verbunden waren. Die anderen Enden legte man ins Feuer und brachte diese zum Brennen, um in der Dunkelheit einen Effekt zu erzielen. Der Poi-Tanz wurde ursprünglich von den Maori-Frauen dazu benutzt, die Beweglichkeit ihrer Hände zu erhalten, und von den Männern, um die bei einem Kampf erforderliche Stärke und Koordination zu fördern. Auch wenn die heutigen Poi-Stile kaum noch etwas mit ihrer ursprünglichen Variante gemein haben, finden brennende Poi in der Artistik auch hierzulande bis heute vielfach Einsatz.

Für die Freizeit eignet sich das Spiel mit dem Feuer gerade am Anfang sicher nicht. So standen im Poi-Workshop in Leipzig zunächst einfache Übungen auf der Tagesordnung:  die Bälle vor und neben dem Körper pendeln und kreisen lassen oder Achten in die Luft malen. Es geht um die Bewegung der Arme und darum, ein Gefühl für die schwingenden Bälle zu bekommen. Bei komplizierteren Formen gerät die Übung aber schnell zum Gehirntraining, denn es erfordert eine hohe Koordinationsfähigkeit, die beiden Bälle respektive Armen unterschiedliche Bewegungen ausführen zu lassen. Und genau darin ist – von dem angenehmen Bewegungstraining abgesehen - wahrscheinlich der größte Mehrwert dieses Freizeitvertreibs zu sehen.

Für Blinde ist diese Bewegungsart deshalb besonders geeignet, weil sie komplett barrierefrei ist: Man benötigt keine Begleitperson und hat auch die Poi dank ihrer Fingerschlaufen stets im Griff, so dass lästiges „Ballholen“ wie bei anderen Sportarten nicht nötig ist. Außerdem lässt sich Poispielen an jedem Ort praktizieren. Sollten Hindernisse in der Umgebung das freie Schwingen behindern, erfühlt man sie vor dem großen Zusammenstoß mit den Flatterbändern, die den Poi zieren. Auch die taktile Vorbildung lässt Blinde zu idealen Zielpersonen dieser Bewegungskunst werden. Gefährlich ist das Ganze auch nicht: Selbst wenn der Ball bei geringerer Geschwindigkeit am Körper abprallt, passiert da dank der weichen Ballbeschaffenheit nichts!

Selbst wer nicht vorhat, damit auf der Artistenbühne zu landen – gebt den Poi in einem Workshop, im Park oder Garten ruhig eine Chance!