Paddeln

Wie ich dazu gekommen bin, weiß ich gar nicht mehr genau, aber schon meine Mutter war mit ihrem Vater in München und Umgebung paddeln gefahren und irgendwie setzten wir diese Familientradition einfach fort. Ich glaube, ich war so acht oder neun, als sie mich das erste Mal mitgenommen hat.

Jetzt ist Kajakfahren mein Saisonsport Nummer 1 geworden. Offiziell auf Leistung, d.h. im Verein fahre ich nicht - obwohl ich die Idee, Kajak-Polo zu spielen eine Zeit lang sehr attraktiv fand. Dafür ziehe ich aber in meinem alljährlichen Urlaub am Bodensee mein ganz persönliches Kajak-Programm durch. Dort fahre ich tatsächlich auf Strecke - und zwar jeden Tag! An schönen Tagen können so schon mal fünfzehn Kilometer zustande kommen, an ganz schlechten wenigstens einer. Standard ist eine Tour mit meinem Vater zum Rheinfall - dann sind wir wirklich einen Dreivierteltag unterwegs! (Wenn man Pause machen will, kann man sich allerdings auch einfach mal treiben lassen).

Das Tolle am Kajakfahren ist, dass man mitten in schönster Landschaft ist und sich gleichzeitig körperlich verausgaben kann - und dann zur Traum-Natur auch die Top-Figur kommt! Kajakfahren ist total anstrengend für den ganzen Körper, weil man letztlich jeden Muskel anspannt. Schon durch die Gleichgewichtsverlagerung geht es zum Beispiel ungeahnt auf den Po. Kajaks mit Fußlenkung mag ich deshalb gar nicht - die rauben mir mein Arm-Workout. Für manche mag das stundenlange Fahren alleine auch was Meditatives haben - ich mag es einfach, hinterher total kaputt zu sein!

Ich fahre ein drei Meter langes Kajak, das - zwecks Spritzwasserschutz - oben geschlossen ist. Es ist mit Kompressor aufblasbar und kann als Ein- oder Zweisitzer aufgebaut werden. Auf vertrauten Strecken fahre ich problemlos ganz allein, in neuen Gewässern weiß man hingegen leider nie, wo der nächste Steg ist bzw. man rauskommt. Wirklich gefährlich ist das auch nicht - raus kommt man schon! Aber ich fahre natürlich auch gerne mit anderen zusammen und erkunde z.B. mit meinem Patenonkel die Seen in Berlin-Brandenburg. Wir suchen uns dann einen See und versuchen über Schleusen und Verbindungsgewässer weiter voranzukommen. Bei solchen Touren braucht man ganz sicher jemand Sehendes als Guide, kann aber auch dann eigenständig unterwegs sein, d.h. auf Hörweite im eigenen Einer fahren oder die beiden Boote mit einer Schnur verbinden.

Technik braucht man nicht so viel. Eigentlich kann man sich ins Boot setzen und braucht höchstens zehn Minuten, um richtig loszufahren. Allerdings muss man sich als Anfänger schon mehr anstrengen, den Kurs zu halten und fährt dann halt erst mal ein bisschen im Kreis! Natürlich kann man auch so was Beeindruckendes wie eine Eskimorolle machen, eine Methode, um ein gekentertes Boot um seine eigene Lenksachse wieder aufzurichten. Das wollte ich immer schon mal machen, aber irgendwie kam es bisher nicht dazu...

Wirklich gekentert bin ich übrigens noch nie. Wahrscheinlich würde ich in einem Rennkajak auch sofort umkippen - die sind extrem wackelig! Selbst ins Wasser springen ist aber schon eine gute Idee, denn so mitten auf dem See hat man - im Gegensatz zur überfüllten Strandnähe - endlich mal Platz zum Schwimmen. Allerdings bietet sich das nur an, wenn man zu zweit unterwegs ist. Sonst ist das Boot einfach mal weg!

Wenn man richtig im Verein ist, übt man Manöver wie die Eskimorolle im Winter, wenn man mit dem Training ins Schwimmbad ausweichen muss. Dort macht man normalerweise dann auch keine Strecken mehr, sondern macht einfach Krafttraining. Das mache ich im Winter auch - zu Hause mit meinen Hanteln, mit Eigengewichtübungen oder mit meinem Rudergerät. Kajak fahren ist halt ein Saisonsport - aber der schönste der Welt!

(Felix Forster)