Bildbeschreibung (Alternativtext) in Social Media – vier einfache Regeln
In sozialen Medien wie Facebook, Instagram und X wird eine Unmenge an Bildern verwendet und oft übermittelt ein Bild wichtige Informationen. Um blinde und sehbehinderte Menschen nicht auszuschließen, gibt es die Möglichkeit, Bilder zu beschreiben und sie dadurch zugänglich zu machen. Leider jedoch wird diese Möglichkeit viel zu selten genutzt. Und dabei ist es ganz einfach – wir zeigen es euch!
Stell dir vor, du postest „Na, das war wohl nichts!“ und dazu ein Bild. Das Bild zeigt einen Promi in einer engen Hose, die aufgeplatzt ist. Alles klar. Der Text würde aber auch Sinn machen, wenn das Bild einen Elfmeterschützen zeigt, der am Torwart scheitert. Oder die Titelseite eines Gesetzentwurfes, mit dem du nicht einverstanden bist. Wie soll also ein blinder Mensch verstehen, um was es geht? Natürlich gibt es auch Tweets und Posts, bei denen das Bild nicht unbedingt nötig ist und eine mehr dekorative Funktion erfüllt – aber auch hier die Frage, woher ein blinder Mensch wissen soll, ob das Bild wichtig ist. Zusammengefasst:
Wenn zu deiner Nachricht (Post) ein Bild gehört und du blinde und sehbehinderte Menschen nicht ausschließen willst, dann musst du das Bild beschreiben.
Und zwar jedes Bild. Bei unserer Umfrage unter Menschen, die blind oder sehbehindert sind und Soziale Netzwerke nutzen, fanden 69 Prozent der Befragten, dass grundsätzlich jedes Bild auf Facebook, X und Instagram eine Bildbeschreibung haben sollte, also auch die „nur dekorativen“.
Die gute Nachricht: Eine Bildbeschreibung ist kein Hexenwerk, das bekommt man hin. Schau dir unsere vier Regeln an und dann probier es einfach mal!
Es ist ganz einfach – so schreibt man einen Alternativtext!
- Zuerst die „Pflicht“ – in einem ersten Satz kurz und knapp die nötigsten Infos, die man braucht, um das Bild zu verstehen
(Wie würde ich jemandem am Telefon das Bild beschreiben, wenn ich unter Zeitdruck bin?) Erläuterung - Danach die „Kür“ – genauere Beschreibung mit weniger wichtigen Details
(Wie würde ich jemandem am Telefon das Bild beschreiben, damit die Person es vor ihrem geistigen Auge sieht?) Erläuterung - Auf einfache, klare Sprache achten – Fremdwörter vermeiden Erläuterung
- Die eigene Meinung zum Abgebildeten raushalten Erläuterung
Und noch eine sehr wichtige Regel: Bitte nicht aus Angst vor Fehlern auf die Bildbeschreibung verzichten! Jede Bildbeschreibung ist besser als keine, und wenn du unsere vier Regeln beachtest, kann nichts schiefgehen :-)
Vielen Dank an Mathias Knigge für die Idee mit dem Telefongespräch („Wie würde ich jemandem am Telefon das Bild beschreiben?“)!
Und wie mache ich das technisch?
Auf Facebook und Instagram heißt die Funktion „Alternativtext“, X benutzt das Wort „Beschreibung“. Hier findest du die
- Anleitung für Bildbeschreibungen auf X
- Anleitung für Bildbeschreibungen auf Facebook
- Anleitung für Bildbeschreibungen auf Instagram
- Anleitung für Bildbeschreibungen auf Mastodon (englisch, gilt für alle hochgeladenen Medien)
- Anleitung für Bildbeschreibungen auf LinkedIn
Achtung: Wenn du bei Facebook einen Post zur späteren Veröffentlichung planst und dafür die Meta Business Suite nutzt, kann es sein, dass deine Bildbeschreibung nicht übernommen wird, obwohl du sie eingegeben hast. Da hilft leider nur, den Post nachträglich zu bearbeiten und den Alternativtext noch einmal einzufügen.
Erläuterungen
1. Zuerst die „Pflicht“ – in einem ersten Satz kurz und knapp die nötigsten Infos, die man braucht, um das Bild zu verstehen
(Wie würde ich jemandem am Telefon das Bild beschreiben, wenn ich unter Zeitdruck bin?)
Erläuterung: In den oben genannten Beispielen würdest du schreiben:
- Vorname Nachname in einer engen Hose, die aufgeplatzt ist.
- Torwart Vorname Nachname beim Fangen eines Fußballs. Vor ihm Spieler Vorname Nachname, der den Ball geschossen hat.
- Screenshot einer Internetseite mit dem Titel „Entwurf des …-Gesetzes“
2. Danach die „Kür“ – genauere Beschreibung mit weniger wichtigen Details
(Wie würde ich jemandem am Telefon das Bild beschreiben, damit die Person es vor ihrem geistigen Auge sieht?)
Erläuterung: Was die Ausführlichkeit einer Bildbeschreibung betrifft, gehen die Meinungen auseinander. Bei unserer Umfrage wünschten sich 12 Prozent der blinden und sehbehinderten Social-Media-Nutzer möglichst knappe Beschreibungstexte, 15 Prozent jedoch hätten gern so viele Details wie möglich. Die große Mehrheit entschied sich für den Kompromiss („Zuerst kurz die Kernaussage des Bildes, dann gegebenenfalls noch weitere Details“). Daraus haben wir dann unsere Regeln mit Pflicht und Kür entwickelt.
Den Ergebnissen unserer Umfrage zu Bildbeschreibungen kannst du entnehmen, dass es für jedes Detail Interessenten gibt. So finden es beispielsweise 15 Prozent der Befragten sehr wichtig, über Haarfarbe und Haarlänge einer abgebildeten Person informiert zu werden. Diese Menschen freuen sich also, wenn sie in der Bildbeschreibung entsprechende Infos finden.
Hier noch einmal der Hinweis, dass es vom Kontext abhängt, was wichtig und was unwichtig ist. Wenn du postest „Na, das war wohl nichts!“ und dazu ein Bild einer völlig missglückten Frisur, dann sind Haarlänge und Haarfarbe natürlich die wichtigsten Infos, um den Post zu verstehen, und gehören in den ersten Satz.
3. Auf einfache, klare Sprache achten – Fremdwörter vermeiden
Erläuterung: Ganz egal, welchen Sprachstil du in deinen Tweets oder Posts bevorzugst, bei der Bildbeschreibung solltest du möglichst vielen Menschen eine Chance geben, sie zu verstehen.
4. Die eigene Meinung zum Abgebildeten raushalten
Erläuterung: Blinde und sehbehinderte Menschen sind in vielen Zusammenhängen auf Beschreibungen angewiesen und sie schätzen es sehr, wenn sie sich zu dem, was beschrieben ist, selbst eine Meinung bilden können. Deshalb bemühe dich bitte um eine neutrale Darstellung.
Übrigens: Wenn man einen Post verfasst, kann man am Ende des Textes ein Ausrufezeichen mit einem großen B dahinter schreiben (!B) und so darauf hinweisen, dass der Post eine Bildbeschreibung hat. Blinde und sehbehinderte Menschen brauchen diese Information nicht, der Hinweis ist also für Sehende gedacht und soll unter anderem dem Thema Bildbeschreibung mehr Sichtbarkeit verleihen.
Wir setzen uns dafür ein, dass die Plattformen selbst darauf hinweisen, wenn ein Post eine Bildbeschreibung hat, beispielsweise durch die drei Buchstaben ALT oder "Alternativtext" unten im Bild. So machen es bereits X, Mastodon und Threads.
Hier erfahren Sie mehr über das Alternativtext-Projekt des DBSV.
Download: Bildbeschreibungen (Alternativtexte) in Social Media – vier einfache Regeln
Wenn Sie Fragen oder Anmerkungen zu dieser Seite haben, melden Sie sich bitte bei Antje Olzem und Volker Lenk.
Wir danken der Aktion Mensch und der Hildegard-Scherraus-Stiftung für die Unterstützung des Projektes.