Die Geschichte des DBSV

Von den Anfängen bis heute

Im Jahr 2012 feierte der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. sein 100-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass beschäftigte sich das Jahrbuch "Weitersehen 2012 - Von den Anfängen bis zur Gegenwart - Geschichte eines hundertjährigen Verbandes"  mit der Geschichte des DBSV.

Zum Download des Jahrbuchs 2012 geht es hier:

Die Geschichte des DBSV - Zeitleiste

Die Zeit bis 1912

1806 Eröffnung der ersten deutschen Blindenanstalt in Berlin durch Prof. Johann August Zeune.

1809 Erste Veröffentlichung der Stacheltypenschrift

1825 Einführung der noch heute praktizierten Blindenschrift nach Louis Braille.

1828 Entwicklung eines Musiknotenschriftsystems nach Louis Braille, das ebenfalls auf den sechs Punkten aufbaut.

1860 Die erste Druckerei für Braille-Bücher wird in der Lausanner Blindenanstalt eröffnet.

1866 Die erste Druckmaschine für Punktschrift geht in Paris in Betrieb.

1872 Gründung der ersten deutschen Blindengenossenschaft in Hamburg. Damit vertreten blinde Menschen erstmalig ihre beruflichen und allgemein menschlichen Interessen in organisierter Form.

1873 Der erste europaweite Blindenlehrerkongress findet in Wien (Österreich) statt.

1879 Auf dem dritten Blindenlehrerkongress in Berlin wird die Einführung der Braille-Schrift an den deutschen Blindenschulen beschlossen.

1901 Mit der Bogenmaschine, für die Oskar Picht, Blindenlehrer in Steglitz, 1901 das Patent erhält, übertragen sehende Buchkopiererinnen Bücher in Braille. Jedes Braille-Zeichen kann mit nur einem Anschlag geprägt und sofort gelesen werden. Für seine Stenomaschine erhält Picht 1909 das Patent.

1904 Auf dem Blindenlehrerkongress in Halle (Saale) findet die zwischenzeitlich entwickelte Blindeneinheitskurzschrift endgültig Zustimmung. Die Entwicklung der Blindenschrift ist entscheidende Voraussetzung für die Emanzipation blinder Menschen und für die Entstehung von Blindenselbsthilfeorganisationen.

1912 Zweiter Blindentag in Braunschweig. Auf Initiative von Franz Walter Vogel wird der Reichsdeutsche Blindenverband (RBV – heute: Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.) gegründet.

1913 - 1918

1914 Der Verwaltungsrat des RBV ruft einen besonderen Ausschuss für Kriegsblindenhilfe ins Leben.

1914 Geheimrat Prof. Dr. Paul Silex gründet die Blindenlazarettschule in Berlin, aus der die Silex-Handelsschule hervorgeht. Diese wird von Betty Hirsch geleitet und spielt eine große Rolle bei der beruflichen Eingliederung blinder Menschen.

1915 In Binz richtet der RBV ein Kriegsblindenerholungsheim ein. Hier wird Unterricht in Blindenschrift und Schreibmaschine erteilt. Ein zweites Heim entsteht im selben Jahr in Wernigerode. Hier werden Korb- und Bürstenmacher ausgebildet. Als drittes Heim kommt der “Hermannshof” in Cunersdorf (Schlesien) hinzu.

1916 Gründung des Vereins blinder Akademiker Deutschlands (VbAD) durch Carl Strehl.

1916 Gründung des Vereins zur Förderung der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig, der ersten öffentlichen deutschen Leihbücherei für Blinde.

1916 Der Bund erblindeter Krieger e.V. wird in Berlin gegründet.

1916 Es wird der Beschluss gefasst, dass in Marburg an der Lahn eine Blindenstudienanstalt errichtet wird.

 

1918 - 1933

20er Jahre Die Vereinskassiere können während der Inflation förmlich zuschauen, wie das Komma auf den Konten immer weiter nach rechts wandert und die Kaufkraft drastisch abnimmt. Findige Köpfe kassieren Beiträge in Form von Zündhölzern und machen sie später wieder zu gutem Geld.

1919 Forderungen der Blinden zur Ausgestaltung des Blindenwesens und der Blindenfürsorge in der deutschen Republik.

1919 Die erste Auflage der Mathematik- und Chemieschrift erscheint in Marburg.

1920 Der 15. Blindenlehrerkongress in Hannover endet mit dem Vorschlag, Blindenwohlfahrtskammern sowie in den Ländern und Provinzen Blindenwohlfahrtsausschüsse zu bilden.

1920 Gesetz über die Beschäftigung Schwerbeschädigter schützt die Kriegsbeschädigten und damit auch die Kriegsblinden, nicht jedoch die Zivilblinden.

1924 Fünfter Verbandstag des RBV. Er nimmt den Antrag des Allgemeinen Blindenvereins Berlin über die Forderung auf eine Ausgleichsrente an – jedoch ohne zufrieden stellendes Ergebnis.

1926 Die Schachschrift für blinde Menschen wird entworfen.

1926 Einführung der gelben Armbinde mit drei schwarzen Punkten als Verkehrsschutzzeichen (sowohl für Taubstumme als auch für Blinde).

1928 Oberbürgermeister Dr. Merkt aus Kempten schreibt eine von Blinden bedienbare Telefonanlage aus. Firma Mix & Genest löst das Problem mit Tastknöpfen in einem Beikasten, die bei Anrufen angehoben werden. Zehn Jahre später bringt Siemens & Halske das Tastzeichen. Ernst Sontheim bekommt die Stelle und begründet eine auf Selbsthilfe beruhende Ausbildung bis in die 70er Jahre.

 

1933-1945

1933 Aufgrund des politischen Umschwungs gilt nunmehr das Führerprinzip und anstelle der Selbstbestimmung und der persönlichen Auseinandersetzung tritt das Befehls- und Anordnungssystem. Es sind Bestrebungen im Gange, die Blindenorganisationen aufzulösen und die Interessen und Belange ihrer Mitglieder durch die Nationalsozialisten wahrnehmen zu lassen.

1933 Der Arierparagraph wird in die Satzung des Vereins der blinden Akademiker Deutschlands aufgenommen. Demnach kann nur ordentliches Mitglied werden, wer deutschstämmig ist. Die gleiche Anpassung erfahren die Satzungen der Landes- und Provinzialblindenorganisationen. Selbst von den Blindenschulen werden blinde Juden verwiesen.

1933 “Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses” lässt beim Vorliegen bestimmter Erbkrankheiten, wie angeborener Schwachsinn, Schizophrenie, zirkulärem Irresein, erblicher Fallsucht, erblichem Veitstanz, erblicher Blindheit, erblicher Taubheit und schwerer körperlicher Missbildungen die Zwangssterilisation zu.

1935 Das “Gesetz zum Schutz der Erbgesundheit des deutschen Volkes (Ehegesundheitsgesetz)” verbietet die Eheschließung, wenn einer der Verlobten im Sinne des Erbgesundheitsgesetzes erbkrank ist. Eine Eheschließung ist nur dann gestattet, wenn auch der andere Teil unfruchtbar ist.

Ab 1937 verbessert sich die berufliche Eingliederung vieler Blinder. In der Industrie finden viele Arbeitnehmer eine neue Existenz.

1938 Das Reichsschulpflichtgesetz führt die Sonderschulpflicht für geistig und körperlich behinderte Kinder ein. Damit ist eine integrative Beschulung nicht mehr möglich.

1945 - 1950

1945 Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges leben in Deutschland 11.000 durch Krieg erblindete Menschen.

Ab 1945 entstehen in Chemnitz, Dresden und Leipzig Kreisblindenausschüsse zur Ausübung der demokratischen Mitbestimmung. Es folgen Landesblindenausschüsse.

1946 Im August wird der Deutsche Blindenverband in der Britischen Zone e.V. in Braunschweig gegründet, im September folgt die Gründung in der Amerikanischen und Französischen Zone.

1947 Im Juni 1947 findet der Erste Blindenkongress Sachsens in Dresden statt. Ein Jahr später folgt bereits der Zweite Blindenkongress. Beide Kongresse sind richtungweisend für die Neugestaltung des demokratischen Blindenwesens, die in der Öffentlichkeit eine positive Resonanz erzeugen.

1947 Am 1. Januar erscheint zum ersten Mal die Zeitschrift “Die Gegenwart”.

1949 Im September 1949 verabschiedet der Bayerische Landtag das Erste Blindenpflegegeldgesetz eines Deutschen Landes.

1950 - 1960

1950 Dr. Alfons Gottwald übernimmt Vorsitz im DBV Dr. Alfons Gottwald hat von 1950 bis 1974 den Vorsitz über den DBV inne. Als 14jähriger Gymnasiast erblindet Gottwald an den Folgen eines Schneeballwurfes. Nach Ablegen seiner Reifeprüfung studiert er Rechtswissenschaften in Marburg. Seine besondere Liebe gilt jedoch der Musik – er spielt Klavier, singt und komponiert. Nach seiner Promotion geht Gottwald nach Schweden, wo er schwedisches Recht studiert. 1933 lässt er sich in Berlin als Rechtsanwalt nieder. 1946 übernimmt er die Geschäftsführung des Schleswig-Holsteinischen Blindenvereins. 1951 gibt Gottwald seine Anwaltspraxis auf und wird hauptamtlich geschäftsführender Vorsitzender des DBV. Im Laufe seiner Tätigkeit im Blindenwesen erzielt er zahlreiche Erfolge: Er ist maßgeblich daran beteiligt, ein dynamisches Blindenpflegegeld in das Fürsorgeänderungsgesetz einzubringen (1953). Auch an der Gründung der Deutschen Blindenhörbücherei in Marburg ist er beteiligt. Ab 1960 wirkt er bei der Schaffung des Bundessozialhilfegesetzes mit. 1959 erhält Gottwald das Bundesverdienstkreuz und 1972 das Große Bundesverdienstkreuz.

1950 Das Bundesversorgungsgesetz von 1950 regelt die staatliche Versorgung von Kriegsopfern und Personenschäden, die sich aus den Folgen des Krieges ergeben.

1952 Der Bund der Kriegsblinden Deutschlands (BKD) feiert 2011 mit seiner 60. Hör-spiel-Preisverleihung auch ein kleines Jubiläum. Vom BKD 1952 erstmals vergeben, hat sich der “Hörspielpreis der Kriegsblinden” im Laufe der Jahre zur renommiertesten Auszeichnung im Hörspiel-Genre entwickelt. Jährlich, seit 1994 in Kooperation mit der Film-Stiftung NRW, wird er an Autoren eines deutschsprachigen Original-Hörspiels verliehen, welche die Möglichkeiten der Kunstform in herausragender Weise realisieren und erweitern. Innerhalb der Hörspiel-Preis-Jury entscheiden ausgewählte blinde Verbandsmitglieder gemeinsam mit professionellen Kritikern, wem dies am besten gelungen ist.

1953 Das Fürsorgeänderungsgesetz soll Blinden bundesweit Hilfe statt der früheren gehobenen Fürsorge bringen. Nach der geänderten Vorschrift ist nun bei Blinden ein Mehrbedarf für Pflege anzuerkennen.

1953 Das Schwerbeschädigtengesetz von 1953 stellt Zivilblinde den Kriegsbeschädigten gleich. Sie müssen bei Erfüllung der Beschäftigungspflicht durch die Arbeitgeber berücksichtigt werden. Zwischenzeitlich wird das Schwerbeschädigtengesetz und später auch das Schwerbehindertengesetz in das Neunte Buch des Sozialgesetzbuches (SGB IX) integriert.

1954 Die Deutsche Blindenhörbücherei in Marburg wird gegründet.

1954 Erstmals erscheint das “Jahrbuch für Blindenfreunde”, das im Jahr 2008 in “Weitersehen” umbenannt wird. Bereits damals geht es um die Belange blinder und sehbehinderter Menschen, mit ihren Herausforderungen und Erfolgen – sowohl in privater, als auch beruflicher Hinsicht. In der damaligen DDR erscheint ab 1956 das Verbandsorgan “Die Brücke” unter der Redaktion von Herbert Jakob. “Das Heft soll eine Brücke zwischen sehenden und blinden Menschen sein”, schreibt Dr. Helmut Pielasch in der ersten Ausgabe. In beiden Publikationen geht es um Themen, wie Arbeit, Bildung und Ausbildung, Freizeit und Sport.

1957 Mit der Rentenreform von 1957 ist es nicht mehr zweifelhaft, dass blinde Arbeitnehmer sich einen versicherungsrechtlichen Rentenanspruch erwerben können.

1959 In der Verordnung zur Ergänzung der Straßenverkehrs Zulassungsordnung vom 18. Juni 1959 wird festgelegt: “Blinde können sich im Straßenverkehr durch weiße Gehstöcke kenntlich machen. Zum besseren Erkennen bei Dunkelheit können die Stöcke mit einer weiß scheinenden Leuchtfarbe versehen sein.”

1959 Zur Würdigung besonderer Verdienste um die Förderung des Blindenwesens stiftet der Zentralvorstand des ADBV einen Louis-Braille-Preis, dessen Verleihung erstmalig am 4. Januar 1959, dem 150. Geburtstag des Schöpfers, erfolgt. Blinde und sehende Persönlichkeiten sowie Institutionen, die sich zur Förderung des Blindenwesens besonders hervortaten, werden mit dem Louis-Braille-Preis geehrt.

1960 - 1970

1961 Das Bundessozialhilfegesetz (BSHG) vom 1962 möchte weg vom Unterstützungsempfänger der Armenfürsorge, hin zum Anspruchsberechtigten mit klaren, gerichtlich durchsetzbaren subjektiven Rechten. 2005 wird das BSHG vom SGB XII abgelöst.

Mitte der 60er Jahre: Hans-Joachim Thiel und Hans Schopper entwickeln unabhängig voneinander Streifenschreiber zur Kontrolle maschinengeschriebener Texte. Während der Schopper-Brailler vornehmlich als Wandtafelersatz gedacht ist, bewährt sich der Braillomat in Verbindung mit der elektrischen Schreibmaschine und dem Fernschreiber.

1969 erkennt der Allgemeine Deutsche Blindenverband (ADBV) der DDR öffentlich die Mitgliedschaft der Sehschwachen an.

1969 Bereits am 15. Oktober 1964 übergibt der damalige US-Präsident Lyndon B. Johnson im Rahmen eines symbolischen Akts weiße Stöcke an blinde Personen, um auf den Beginn der systematischen Ausbildung blinder Menschen im Mobilitätstraining hinzuweisen. Die Idee, blinde Menschen mit weißen Stöcken zu versorgen, kam von Guilly d'Herbement, einer französischen Aristokratin. Im November 1930 wandte sie sich mit ihrer Idee, Blinde der Region Paris mit weißen Stöcken auszustatten, an die Redaktion der Tageszeitung “echo de Paris”. Die Zeitung griff die Idee auf und am 7. Februar 1931 überreichte Guilly d‘Herbement im Rahmen einer kleinen Feier und der Anwesenheit mehrerer Minister und Vertreter von Blindenorganisationen die ersten weißen Stöcke. Innerhalb von kurzer Zeit wurden 5.000 blinde Menschen der Region Paris Besitzer von weißen Stöcken. Im Jahr 1969 rufen die Vereinten Nationen den “Internationalen Tag des Weißen Stockes” ins Leben, der jeweils am 15. Oktober begangen wird.

1969 Das Arbeitsförderungsgesetz (AFG) vom 21. Juni 1969 ist das zweite, für die berufliche Eingliederung Behinderter wesentliche Gesetz (BGBl. I, S. 582). Vorrangiges Ziel ist die Förderung von Vollbeschäftigung und beruflicher Aus- und Weiterbildung. Dazu gehört auch die berufliche Eingliederung körperlich, geistig oder seelischer Behinderter (§2 Nr. 4 AFG). In der Folgezeit wird das AFG vielfach novelliert und den veränderten Arbeitsmarktstrukturen und ökonomischen Rahmenbedingungen angepasst. 1998 wird es durch das Sozialgesetzbuch III abgelöst.

1970 - 1980

Anfang der 70er Jahre: Neue Berufschancen ermöglichen sich für blinde Menschen, als das BFW Heidelberg mit der Ausbildung blinder EDV-Kaufleute beginnt.

1970 Mit dem Optacon steht das erste Gerät, das Blinden das Lesen von gedruckter Schrift und der Handschrift ermöglicht, zur Verfügung. Die Schriftzeichen werden durch 144 Vibratoren (12 auf 12) abgebildet.

1971 Die reformierte der 1904 verabschiedeten Blindenkurzschrift tritt in Kraft. 1966 bis 1971 wurde von der Arbeitsgemeinschaft der Kurzschriftkommission der deutschsprachigen Länder die Reform der deutschen Blindenkurzschrift erarbeitet.

1974 Das Schwerbehindertengesetz (Gesetz zur Sicherung der Eingliederung Schwerbehinderter in Arbeit, Beruf und Gesellschaft) vom 29.4.1974 tritt in Kraft.

1975 Am 11. Dezember 1975 wird der Erste Teil des Sozialgesetzbuches, Allgemeiner Teil, SGB I, erlassen. Dieses beinhaltet gemeinsame Regeln für alle Rehabilitationsträger, insbesondere für Auskunft und Beratung, Antragsannahme, Wunsch und Wahlrecht und Vorleistungspflicht. Dadurch sind behinderte Menschen, die insbesondere in Werkstätten für behinderte Menschen oder Blindenwerkstätten beschäftigt werden, gesetzlich kranken- und rentenversichert, auch wenn sie nicht formell in einem Arbeitsverhältnis (sondern in einem arbeitnehmerähnlichen Verhältnis) stehen.

1980 - 1990

1981 Entgegen des Urteils des Bundessozialgerichts (BSG) vom 10.11.1977, in dem es die Eigenschaft des Blindenführhundes als Hilfsmittel im Sinne der gesetzlichen Krankenversicherung verneint, ergeht 1981 ein neues Urteil. Mit Entscheidung vom 25.2.1981 erkennt das BSG einen Blindenführhund als Hilfsmittel mit der Begründung an, dass der Hund dem Hilfsmittelbenutzer Orientierung und damit das Grundbedürfnis auf Mobilität ermögliche. Damit entfallen seine Kosten auf den Leistungsbereich der gesetzlichen Krankenkasse.

1986 Gegründet wird das BIT-Zentrum (Beratungs-, Informations- und Textservice-Zentrum des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes e.V. BBSB) im Jahre 1986. Vorbild ist ein Textservicezentrum der Schweizerischen Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte (SBS). Professor Dr. Ebersold bringt das technische Know-how der Eidgenossen zum BBSB nach München.

Die Philosophie der Anfangstage, individuell für die Bedürfnisse der Kunden zu produzieren, ist heute noch gültig. Das BIT-Zentrum setzt Texte, Zeichnungen und Literatur jeglicher Art und nach Kundenwunsch in barrierefreie, blinden- und sehbehindertengerechte Formate um. Etwa 300 gedruckte Brailletexte und 500 DAISY-Hörbücher werden jährlich produziert. Dazu kommen Aufträge in Maxi-Druck (Großdruck für Sehbehinderte), taktile Abbildungen und digitale Fassungen sowie Zeitschriften im Audioformat und in Blindenschrift.

Die erste Leitung des BIT übernimmt der heutige Landesgeschäftsführer des BBSB, Christian Seuß. Mitarbeiter der ersten Stunde sind Marianne Ansahl, die bis Ende 2009 den Aufsprachedienst betreut, und Elmar Dosch.

1989 Der US-Kinohit “Die Glücksjäger” ist als erster Film mit zusätzlichen Bildbeschreibungen für blinde und sehbehinderte Filmfreunde im Dezember 1989 im Münchner Filmmuseum zu sehen und hören. Danach lässt auch die Hörfilm-Premiere im deutschen Fernsehen mit Michael Verhoevens “Eine unheilige Liebe” 1993 nicht mehr lange auf sich warten. Dank engagierten Filmbeschreibern, Sprechern, Technikern, Senderverantwortlichen sowie Blinden- und Sehbehindertenverbänden laufen mittlerweile jährlich fast 1.000 Sendungen mit Audiodeskription. Organisationen wie die Deutsche Hörfilm gGmbH und Hörfilm e.V. arbeiten weiter dafür, dass das Hörfilmangebot erweitert wird und neben Spielfilmen auch zunehmend andere Formate mit Audiodeskription versehen werden.

1990 - 2000

1993 Am 7. April 1993 wird das weiße Führgeschirr als Verkehrsschutzzeichen neben dem weißen Stock in die Straßenverkehrszulassungsordnung aufgenommen.

1993 Ab Januar 1993 gibt es nur noch ein Verbandsorgan. Die Zeitungen “Blindenselbsthilfe” und “Gegenwart” werden zur “Gegenwart”. Sie versorgt ganz Deutschland mit Informationen rund um das Blinden- und Sehbehindertenwesen.

1994 Im November 1994 wird Artikel 3 des Grundgesetzes um den Satz “Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.” erweitert.

1998 Der Bonner Verbandstag beschließt die Umbenennung des DBV in den DBSV – Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband sowie den Umzug der Geschäftsstelle von Bonn nach Berlin.

2000 - 2010

2001 Seit 2001 betreut die Weltblindenunion jeden 4. Januar den Welt-Braille-Tag, den Welttag der Brailleschrift.

2002 Das Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen bzw. Behindertengleichstellungsgesetz soll die Benachteiligung von Menschen mit Behinderungen beseitigen bzw. verhindern sowie die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Leben in der Gesellschaft gewährleisten und ihnen eine selbstbestimmte Lebensführung ermöglichen.

2002 Am Anfang steht ein Problem: Zwei internationale Gedenktage zum gleichen Thema drohen, sich gegenseitig Konkurrenz zu machen. Die Lösung ist ebenso einfach wie genial: Der “Tag des weißen Stockes” am 15. Oktober und der “Welttag des Sehens” am zweiten Donnerstag im Oktober werden ab dem Jahr 2002 in der “Woche des Sehens” zusammengeführt, einer gemeinsamen Initiative von Augenärzten, Hilfswerken und der Selbsthilfe.

Im Jahr 2011 findet die “Woche des Sehens” zum 10. Mal statt. Dank engagierter Partner und der Unterstützung durch die Aktion Mensch hat sich eine moderne Flächenkampagne entwickelt, die mit ihren Aktionen und der dazugehörigen Berichterstattung jährlich ein Millionenpublikum erreicht. Die Öffnung des DBSV in Richtung Augenpatienten spiegelt sich in den Themen der Projektwoche wider: Seit dem Jahr 2009 wird auch diese Gruppe in der Woche des Sehens ganz gezielt durch die Selbsthilfe angesprochen.

2006 Die UN-Behindertenrechtskonvention wird im Jahre 2006 bei der UNO-Generalversammlung in New York verabschiedet und ist 2008 in Kraft getreten. Der völkerrechtliche Vertrag konkretisiert Menschenrechte für die Lebenssituation behinderter Menschen, um ihnen die gleichberechtigte Teilhabe bzw. Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.

2008 Eine Scheibe, die es in sich hat: Neben dem DBSV-Mitgliedermagazin “Gegen-wart” enthält die DAISY-CD “DBSV-Inform” Hörmagazine aller DBSV-Landesvereine und ermöglicht so Monat für Monat eine Hörreise quer durch die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe. Sie spannt dabei den Bogen von Recht, Medizin über Rehabilitation bis zu Beruf und Freizeit, gibt Einblick in die Verbandsarbeit und lässt Betroffene zu Wort kommen.

23 Hörbücher mit über 20 Stunden Information und Unterhaltung – erst das digitale Format DAISY, kurz für Digital Accessible Information System, machte dies möglich. Innerhalb eines dreijährigen Projektes sorgte der DBSV ab 2008 neben der Konzeption der gemeinsamen CD im Rahmen von Schulungs- und Informationsangeboten für die Durchsetzung der DAISY-Technologie bei Produzenten und Nutzern. Mit dem kostenlosen Abonnement der CD für Mitglieder der DBSV-Landesvereine kommt der Verband seinem langgehegten Ziel der “Mitgliederzeitschrift für alle” so nah wie nie zuvor.