Mit Büchern die Welt entdecken: "Die drei kleinen Schweinchen: Zilli, Billi und Willi"

Tipps für Eltern blinder und sehbehinderter Kinder entwickelt für ein Seminar für Eltern und Kinder des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes im Rahmen des EVEIL-Projektes (Berlin, 25.8. und 8.9.2012)

Elemente aus dem Buch "Die drei kleinen Schweinchen: Zilli, Billi und Willi"

Inhalt des Buches

Die drei kleinen Schweinchen - Zilli, Billi und Willi - bauen sich Häuser: eins aus Stroh, eins aus Holz und eins aus Stein. Nun haben sie keine Angst mehr vor dem bösen Wolf. Der Wolf kommt und pustet erst das Strohhaus und das Holzhaus weg, doch als er das Steinhaus wegpusten will, platzt er vor Anstrengung. Da freuen sich die Schweinchen.

1. Materialien

Stroh, Holz und Stein: Zeigen Sie Ihrem Kind verschiedene Stücke dieser Materialien. Ihr Kind kann sie untersuchen, z. B. nach Festigkeit, Gewicht, Wärmeausstrahlung, Geräuschen ...

Weisen Sie Ihr Kind im Alltag auf die Materialien hin, wenn sie Ihnen begegnen.

Übung: z. B. "Gib mir zuerst das schwerste, dann ein leichteres, dann das leichteste Material!" u.s.w.

Verwendung der Materialien, auch möglich mit Experimenten:

  • Steine zum Bauen, als Belag von Straßen und Wegen, zum Werfen ...
  • Stroh zum Fressen für Tiere, als Schlaflager, Brennstoff, Dünger ...
  • Holz als Baustoff, Brennstoff, Material für Spielzeug ...

2. Bauen aus Stroh, Holz und Stein

Experimentieren Sie mit Ihrem Kind mit den Materialien:

  • Bauen Sie aus Holzklötzen oder Holzlatten.
  • Lassen Sie Ihr Kind "echte" Bausteine betasten und erklären Sie ihm an Hauswänden, wie die Steine zusammengehalten werden
  • Zeigen oder besprechen Sie wie schlecht man mit Stroh bauen kann.
  • Zeigen Sie Ihrem Kind Häuser oder Hütten aus Holz.

3. Pusten / Wind

Experimentieren Sie mit Ihrem Kind:

  • Wie hört sich pusten und Wind an?
  • Was macht Wind? Pusten, Windrad, Fächer, Fön, Staubsauger, U-Bahn, Fahrzeuge beim Vorbeifahren
  • Verdeutlichen: Wind kann man nicht sehen, nur seine Auswirkungen
  • Wahrnehmen von Wind: Kälte, Wärme, Druck, Geräusche
  • Basteln Sie mit Ihrem Kind ein kleines Windrad und versuchen Sie es zum Drehen zu bringen mit Pusten oder einem Fön.

4. Weglaufen / ins Haus laufen

Die Schweinchen flüchten in ihr Haus. Sie können auch Laufspiele mit Ihrem Kind machen:

  • Ihr Kind kann auf Sie zulaufen; Sie rufen es und wenn es bei Ihnen angekommen ist, hat es sich vor dem Wolf gerettet.
  • Je nach den Fähigkeiten Ihres Kindes können Sie das Spiel verschieden gestalten: Kurze oder lange Laufstrecke; laufen mit oder ohne "Begleitläufer"; Unebenheiten, Richtungsänderungen oder Hindernisse in den Weg einbauen.
  • Das Haus kann auch ein großer Karton sein, den Ihr Kind suchen und sich darin verstecken soll.
  • Mehrere Kinder können zuerst einzeln laufen und dann auch zu zweit oder dritt Hand in Hand (Zilli und Billi flüchten zu Willi ins Steinhaus).

5. Häuser

Sie können mit Ihrem Kind erarbeiten:

  • Wie sieht ein Haus aus, wie fühlt es sich an von innen und außen
  • Welche Elemente gibt es - lassen Sie Ihr Kind möglichst viel anfassen: Fundament, Keller, Etagen, Speicher, Dach; Türen, Fenster, Zimmer, Treppe;
  • Heizung, Kamin und Schornstein, aufsteigender Rauch
  • Machen Sie Ihrem kind die Größe von Häusern deutlich. Rufen Sie aus dem Fenster im Erdgeschoss, 1., 3. und 4. Stock, wenn Ihr Kind unten steht. Lassen Sie Ihr Kind - wenn machbar - einen Ball aus dem Fenster werfen und hören Sie, wie lange es dauert bis er auf dem Boden aufkommt.
  • Erkunden Sie Ihr eigenes Haus/Wohnung und machen Sie einen Tastplan davon.
  • Bauen Sie Modelle von Häusern, z. B. aus Lego
  • Zeigen Sie Ihrem Kind Modelle von Häusern, z. B. im Modellpark Berlin-Brandenburg im FEZ Wuhlheide, in der Senatsverwaltung Württembergische Straße oder im Reichstagsgebäude; wo es Tastmodelle von Gebäuden gibt finden Sie auch unter www.databus.dbsv.org

6. Tiere

Geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, Tiere anzufassen

  • Besuch im Zoo oder Bauernhof (Berliner Zoo und Tierpark bieten auch Führungen für Blinde und Sehbehinderte)
  • Lassen Sie Ihr Kind evtl. einen Schäferhund als Wolfs-Vergleich betasten.
  • Stoff-, Plastik- oder Holztiere
  • Körperteile der Tiere besprechen: Kinder mit Seheinschränkung entwickeln erst allmählich ein "Körperschema". Besprechen Sie mit Ihrem Kind, wo sich am Körper was befindet. Vergleichen Sie Wolf und Schweinchen und lassen Sie Ihr Kind die Unterschiede feststellen. Vergleichen Sie die Körper der Tiere mit dem von Menschen: Ihr Kind kann die Körperteile an sich selbst oder an Ihnen, an anderen Personen oder Puppen suchen und zeigen.

7. taktile Beschriftungen

Sie können das Buch auch mit den Texten in Brailleschrift ergänzen. Dazu gibt es viele verschiedene Möglichkeiten.

  • Wortversion: Kleben Sie nur einzelne Wörter von Gegenständen oder Personen in das Buch ein. Sie können diese auch auf Kärtchen schreiben, die von Ihrem Kind mit Klettband an die richtigen Gegenstände geheftet werden können.
  • Sie können den kompletten Text auf die eingehefteten Buchseiten direkt schreiben, auf "Overhead"-Folien, die Sie ins Buch einheften, auf transparente Klebefolien oder natürlich auch auf Papier.
  • Die Seitenzahlen können Sie auf die Originalseiten direkt schreiben oder auf transparente Klebefolie. Oder Sie kleben eine entsprechende Zahl an Klebepunkten statt Braillezahlen auf die Seiten.
  • Ihr Kind kann vielleicht selbst schon üben, seinen Namen zu schreiben. Diesen können Sie dann auch in das Buch einkleben: "Dieses Buch gehört: ..."
  • Der Brailletext sollte mit doppeltem Zeilenabstand sein, für manche Kinder vielleicht auch mit doppeltem Wortabstand.
  • Folgende Braillesysteme sind denkbar:
  • Basisschrift mit Ausschreibung aller Buchstaben
  • Vollschrift mit den Abkürzungen ch, ei, au ...
  • ggf. 8-Punkt-Braille, wenn Ihr Kind dies voraussichtlich in der Schule zuerst lernen wird
  • In der regulären 6-Punkt-Brailleschrift ist es für Vorschüler einfacher, die Kennzeichnung von Großbuchstaben wegzulassen.

8. Bildbeschreibungen

Beim Vorlesen sollten Sie Ihrem Kind auch die Originalbilder eines Buches beschreiben. Dabei können folgende Stichworte helfen:

  • Was ist auf dem Bild?
  • Wo ist was?
  • Was macht wer?
  • Woran erkennt man das?
  • Wie sehen die Personen und Dinge aus?
  • Was ist wichtig, um das Bild und die Handlung des Buches zu verstehen?
  • erst eine allgemeine Beschreibung, dann Details
  • darauf achten: Kennt mein Kind die Begriffe, die ich zum Beschreiben verwende
  • Gibt es spannende oder lustige Randdetails, die auch beschrieben werden sollten
  • Die Beschreibungen dürfen natürlich nicht zu lang werden
  • Den vorgelesenen Text mit den Bildbeschreibungen können Sie auch aufnehmen und haben dann ein Hörbuch für Ihr Kind.

9. taktile Zeichnungen und Bilder

Generell können Sie normale Kinderbücher mit tastbaren Bildern ergänzen. Hinweise für gute Tastbücher finden Sie unter www.comenius-eveil.eu. Für tastbare Zeichnungen gibt es verschiedene Möglichkeiten, z. B.:

  • dünnes Papier auf Fliegengitterunterlage mit Wachsmalkreiden bemalen
  • spezielle Zeichenfolie auf Silikonunterlage oder anderer Zeichenunterlage mit Punktschriftgriffel oder (leerer) Kugelschreibermine
  • Fingerfarbe mit Duftöl – z.B. für ein Buch mit Obst
  • verschiedene 3D-Farben / Glitterglue …
  • Wachsfäden
  • Prägeset von Ravensburger
  • Motivstanzer und –präger
  • Modelle, Formen und Relieffs aus allen Materialien

Sehen Sie hier ein Video auf YouTube darüber, wie man mit seinem blinden oder sehbehinderten Kind ein Kinderbuch erleben kann.

Finden Sie hier die englische Fassung: Parents and children discover the three little pigs