Historie der systematischen Ausbildung von Blindenführhunden in Deutschland

18. Jh. - Die Bewohner des Blindenheims Quinze-Vingts in Paris wurden bereits im 18. Jh. von Hunden durch die französische Hauptstadt geführt.
   
1780 - In Wien bildete sich der erblindete Siebmacher Joseph Reisinger seinen Spitz zum Führhund aus.

1847 - Der Schweizer Jakob Birrer berichtet über die Selbstausbildung seines Hundes in seinem Buch „Erinnerungen, besondere Lebensfahrten und Ansichten des Jakob Birrer“.

1916 - Im Oktober 1916 übergab der Deutsche Verein für Sanitätshunde den ersten systematisch ausgebildeten Blindenführhund an den Kriegsblinden Paul Feyen.

1923 - Der Verein für Deutsche Schäferhunde in Potsdam eröffnete auf Initiative des Reichsarbeitsministeriums eine Blindenführhundschule.

1929 - In den USA eröffnet die erste Blindenführhundschule: „The seeing eye“ (nach dem Vorbild der Potsdamer Führhundschule)

1930 - Am 26.11.1930 wurde in Berlin die Gesellschaft für Hundeforschung gegründet, mit dem Ziel, durch intensive Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis die Leistungen des Hundes zu steigern. Der Biologe Jakob von Uexküll und sein Mitarbeiter Emanuel Sarris waren Teil des Teams und erzielten in den folgenden Jahren beachtliche Erfolge in der Blindenführhundausbildung.

1965 - Veröffentlichung der wegweisenden Studie von John Scott und John Fuller: „Genetics and the social behavior of dogs” belegt die Bedeutung der ersten 12 Lebenswochen für die spätere Sozialkompetenz des Hundes.

1975 - Erster Kurs „Orientierung und Mobilität“ für blinde Menschen nach amerikanischem Vorbild in Marburg. O&M-Training ist heute Voraussetzung für die Bewilligung eines Blindenführhundes.

Seit 1990 - Technische Hilfen (akustische Ampeln, Navigationsgeräte etc.) erleichtern blinden Menschen den Alltag, können den Blindenführhund aber nicht ersetzen. Forderungen: Zugangsrecht für Gespanne zu allen Bereichen des öffentlichen Lebens, verbindliche Maßnahmen zur Qualitätssicherung, Ausbildungs- und Qualifizierungsangebote für angehende Trainerinnen und Trainer.