Verschiedene Kommunikationsformen für Taubblinde

Visual Frame

Der übliche Gebärdenraum (also der Raum vor und über dem Oberkörper des gebärdenden Gesprächspartners) wird beim Visual Frame auf einen kleinen Raumausschnitt reduziert, während der Gebärdende auf Gesichts- und Halshöhe gebärdet.
Visual Frame ermöglicht es Taubblinden trotz eines stark eingeschränkten Sichtfeldes (bspw. Tunnelblick) die Gebärdensprache weiterhin visuell wahrzunehmen. Am besten sollte der Abstand zwischen den Gebärdenden 1 bis 1,5 Meter beitragen.

 

Taktile Gebärdensprache

Der taubblinde Mensch ist Empfänger und legt seine Hände auf die gebärdenden Hände des Gesprächspartners, um die Form und Bewegung der Gebärden abfühlen zu können. Taktile Gebärdensprache wird häufig bei schlechten Lichtverhältnissen im Raum und bei Dämmerung angewendet. Es ist darauf hinzuweisen, dass viele Usher-Betroffenen die taktile Kommunikation nicht verwenden, solange sie noch über ausreichende Sehkraft verfügen.

Tracking

Beim Tracking ist ein sehr erfahrener und hoch gebärdensprachkompetenter Taubblinder in der Lage über eine Hand mit einem Partner gebärdensprachlich zu kommunizieren. Beispielsweise bei einem Vortrag: dabei sitzen der taubblinde Mensch und dessen Taubblindenassistenz (TBA) nebeneinander. Der Empfänger hält beim Tracking den Unterarm der TBA, damit er die Bewegungen der Gebärden abfühlen kann. Das bietet sich besonders bei engeren Räumen mit wenig Platz an, wie bspw. engen Sitzplätzen im Publikum bei einer Theateraufführung.

Das Lorm-Alphabet

Das Lorm-Alphabet wurde nach seinem taubblinden Erfinder, Hieronymus Lorm (1821 – 1902) benannt. Sein bürgerlicher Name war Heinrich Landesmann. Im Jugendalter ertaubte der Österreicher nach langer Krankheit und musste sein Musikstudium aufgeben. Zeitgleich verschlechterte sich seine Sehfähigkeit zunehmend. Als Schriftsteller veröffentlichte er sein erstes Werk unter dem Pseudonym Hieronymus Lorm. Mit 60 Jahren verlor er schließlich sein Augenlicht vollständig und erfand mit seiner Tochter zu dieser Zeit das Lorm-Alphabet, um weiter mit seinem Mitmenschen kommunizieren zu können. Die Buchstaben werden durch Berührungen bestimmter Stellen in der Hand dargestellt („Lormen“). Es wird überwiegend im deutschsprachigen Raum, in Holland, Tschechien und den USA angewendet.