Informationen für Veranstalter

„Sehbehindert im Museum“

Sehbehindertentag am 6. Juni 2018

Der Sehbehindertentag 2018 möchte auf positive Beispiele für sehbehinderten- und blindengerechte Gestaltungsmerkmale und Angebote in Museen aufmerksam machen. Diese werden gemeinsam vom jeweiligen Museum und der Sehbehindertenselbsthilfe vor Ort präsentiert. Die Kooperation vor Ort entsteht entweder, indem die regionale Selbsthilfevertretung auf ein Museum zugeht, oder dadurch, dass ein Museum den Kontakt zur Selbsthilfe vor Ort sucht. Museen, die an einer entsprechenden Zusammenarbeit interessiert sind, können sich an den jeweils zuständigen Landesverein des DBSV oder an den Ansprechpartner beim DBSV, Volker Lenk (siehe unten), wenden.

Ihre Aktion zum Thema

„Sehbehindert im Museum“

Wenn es in einem Museum bereits sehbehinderten- und blindengerechte Merkmale und Angebote gibt, können diese anlässlich des Sehbehindertentages präsentiert werden – mit Pressearbeit und idealerweise auch einem Angebot zum 6.6.2018, beispielsweise einer Führung, die an diesem Tag stattfindet. Die Pressearbeit wird zwischen dem jeweiligen Museum und der Sehbehindertenselbsthilfe vor Ort abgestimmt und vom DBSV unterstützt: mit Pressebildern sowie – in Abstimmung mit dem Deutschen Museumsbund – mit einer bundesweiten Pressemitteilung und einem Mustertext für die Pressearbeit vor Ort.

Sie können den Sehbehindertentag aber auch zum Anlass nehmen, neue sehbehinderten- und blindengerechte Merkmale und Angebote in Angriff zu nehmen.

Beispiele für Aktionen

  • Prüfen Sie, ob Beschriftungen und Beschilderungen in Ihrem Museum für Menschen mit Seheinschränkung gut lesbar sind und entwickeln Sie gegebenenfalls ein neues Beschriftungskonzept. Hinweise zu sehbehindertenfreundlicher Gestaltung, Kontrasten, Schriftgröße und Schriftarten finden Sie unter www.leserlich.info
  • Bieten Sie eine inklusive Tastführung an, in der Exponate ausführlich beschrieben und im Dialog erschlossen werden mit der Möglichkeit, einzelne Exponate zu ertasten. Alternativ oder ergänzend können Sie Materialproben der Exponate für eine haptische Erfahrung zur Verfügung stellen. Diese Option ist auch für sehende Besucherinnen und Besucher sehr spannend. Erlauben Sie, dass sehbehinderte Menschen ganz nah an Exponate herantreten dürfen, und gestatten Sie das Fotografieren (z.B. zum Heranzoomen oder um im Nachhinein Ausstellungsobjekte eingehend zu betrachten).
  • Prüfen Sie die Sehbehindertenfreundlichkeit Ihres Museums. Kontrastierende Markierungen auf Treppenstufen und Glastüren und eine stärkere Beleuchtung an dunklen Stellen (wo möglich), können nicht nur sehbehinderten Menschen helfen, gut und sicher in Ihrem Haus unterwegs zu sein.
  • Lassen Sie von einem Exponat ein Tastmodell erstellen, z. B. ein Tastrelief eines Gemäldes, die Replik eines dreidimensionalen Objektes oder die tastbare Darstellung eines Sachverhaltes (Landkarte, Gebäude, Maschine).
  • Ergänzen Sie Ihren Audioguide um ausführliche Beschreibungen für sehbehinderte und blinde Menschen.

Museumsführungen für sehbehinderte und blinde Menschen

10 Tipps für eine erfolgreiche Vermittlung

  1. Die Führungen sind möglichst unter Beteiligung der Zielgruppen vorzubereiten. Bewährt hat es sich, wenn zwei Personen gemeinsam führen – eine ohne und eine mit Seheinschränkung.
    Neben Besuchern mit Seheinschränkung nehmen auch sehende Begleitpersonen, manchmal auch Kinder an den Führungen teil. Diese können in die Führung einbezogen werden, vor allem wenn es um kurze Beschreibungen oder einen ersten Eindruck visueller Inhalte geht.
    Betroffenen, die allein kommen, sollte möglichst Unterstützung bei der Orientierung angeboten werden. Nach der Begrüßung bietet es sich an, dass die Teilnehmenden sich kurz vorstellen, um allen ein Gefühl für die Gruppe zu geben.
  2. Die führende Person sollte visuell und akustisch gut zu erkennen sein, z. B. durch farblich auffällige Kleidung oder ein entsprechendes Tuch, durch laute Schuhe, ein Glöckchen. So kann die Gruppe der Person besser folgen. Es ist sehr hilfreich, den Teilnehmenden Informationen über den Weg zur nächsten Station der Führung zu geben.
  3. Das gesamte Museum und die Objekte sollten bestmöglich und blendungsfrei beleuchtet werden. Möglicherweise kann eine tragbare Lampe helfen, einzelne Exponate, die dadurch keinen Schaden nehmen, noch besser auszuleuchten.
  4. Sehbehinderte Besucher sollten so nah wie möglich an Objekte herantreten können. Ggf. sollten dafür auch Absperrungen geöffnet werden.
  5. Bei der Auswahl von Objekten, die betastet werden dürfen, ist zu beachten, dass sie nicht zu groß und nicht zu klein sind, sie sich z. B. mit ausgestreckten Armen ganz erfassen lassen. Bei empfindlichen Oberflächen können Latex- oder Baumwollhandschuhe für das Betasten angeboten werden. Dürfen Originale nicht angefasst werden, helfen ggf. Repliken oder tastbare Skizzen, wichtige Inhalte zu vermitteln. Für das Betasten von Objekten durch mehrere Teilnehmende nacheinander muss ausreichend Zeit eingeplant werden.
    Hier finden Sie "Zehn Grundsätze für die Herstellung tastbarer Objekte" als barrierefreies PDF-Dokument zum Download
  6. Vergrößerte Abbildungen von Objekten oder Details können sehbehinderten Personen helfen. Im Rahmen von Führungen sollte sehbehinderten Personen gestattet werden, Objekte zu fotografieren. Die Fotos können dann auf dem Smartphone oder der Digitalkamera vergrößert oder mit verstärkten Kontrasten in Ruhe angeschaut werden.
  7. Es ist auf eine gute Akustik zu achten, denn Personen mit Seheinschränkung müssen in aller Regel auf Informationen aus Mundbild oder Gesten verzichten. Wichtig sind also lautes und deutliches Sprechen sowie eine Umgebung mit möglichst wenig Hall und Nebengeräuschen.
  8. Im Zentrum einer Museumsführung stehen die verbalen Erläuterungen und Beschreibungen. Dabei sind u. a. folgende Punkte von Interesse:
    - kurze Beschreibung des Gebäudes, der Ausstellungsgestaltung und der einzelnen Räume, ebenso die Art, wie ein Exponat präsentiert ist
    - Informationen zur Grundaussage des Objektes
    - Größe, Materialbeschaffenheit und Herstellungstechniken
    - (kunst)historische Einordnung
    Hier finden Sie "Empfehlungen für Reise- und GästeführerInnen zur Objektbeschreibung für blinde und sehbehinderte Gäste" als barrierefreies PDF-Dokument zum Download
  9. Wenn es sich anbietet, sollten zu den Exponaten passende Materialproben für ein weiteres Erkunden zur Verfügung gestellt werden, wie historische Kleidungsstücke, eine Staffelei, Farben, Werkzeuge o. ä. Akustische Proben können zudem die Vermittlung für alle Sinne erweitern, z. B. Musik aus der entsprechenden Zeit, Geräusche von Waffen, Maschinen u. ä.
  10. Zum Verständnis eines Exponats kann es hilfreich sein, die Teilnehmenden zu bitten, das dargestellte Geschehen nachzuahmen, z. B. die Körperhaltung einer dargestellten Person einzunehmen oder mit anderen das Geschehen nachzuspielen.

Übrigens: Führungen mit der Möglichkeit des Tastens, mit ausführlichen Beschreibungen und einer dialogischen Gestaltung, die sich in einer kleinen Gruppe mit wenigen Objekten sehr intensiv befassen, können nicht nur exklusiv für Menschen mit Seheinschränkung, sondern auch als inklusive Tastführungen für alle Besucher angeboten werden und das Programm des Museums bereichern.

Ansprechpartner

Volker Lenk Pressesprecher Telefon: 030 285387-140