Audioguide: Kunst anschaulich beschreiben

Christine Rieger, Kunstvermittlerin

1. Grundzüge und Zielgruppen inklusiver Audioguides

Im Projekt wurde das Ziel verfolgt, einen Audioguide zu schaffen, der gleichermaßen durch Besucherinnen und Besucher ohne und mit Seheinschränkung nutzbar ist. Inklusion bedeutet natürlich einen barrierefreien Audioguide für alle Kunstinteressierten unabhängig von Beeinträchtigungen. Dieses Ziel konnte nicht realisiert werden, es ist aber ein System angeschafft worden, das die Erweiterung auf weitere Zielgruppen zulässt.

Eine umfassende Zusammenarbeit aller Akteure hat im Projekt für eine hohe Qualität und gute Nutzbarkeit durch die Zielgruppen gesorgt:

  • Das Museum entschied über die wichtigsten Werke, die für einen Audioguide in Frage kommen; ebenso legte das Museum fest, welche Zielgruppe(n) mit dem Audioguide vor allem angesprochen werden sollten, z. B. in Bezug auf den fachlichen Hintergrund der Besucherinnen und Besucher oder das Alter, dem entsprechend legte das Museum auch die grundsätzliche methodische Ausrichtung des Guides fest.
  • Fachleute aus dem Museum haben mit blinden und sehbehinderten Menschen gemeinsam entschieden, welche Werke sich besonders für eine Vermittlung im Augioguide bzw. auch in Verbindung mit Tastmedien eignen und trafen die Endauswahl der Werke, die im Guide thematisiert wurden.
  • Eine sehbehinderte Kunstvermittlerin und -erzieherin wurde beauftragt, die Texte für den Guide zu schreiben.
  • Eine Gruppe von sehenden, blinden und sehbehinderten Menschen begleitete die Erstellung der Texte, diskutierte über grundsätzliche Fragen und gabt konkrete Hinweise zu den Texten.
  • Das Museum prüfte die Texte kunsthistorisch und in Bezug auf die thematisierten fachlichen Details.
  • Ein Dienstleister setzte die Texte in einen Audioguide um und wurde dabei durch das Museum sowie blinde und sehbehinderte Menschen begleitet, um das komplette System so nutzerfreundlich wie möglich zu gestalten.

Die Begleitung der Texterstellung durch blinde und sehbehinderte Nutzerinnen und Nutzer hat vor allem folgende unverzichtbare Funktionen:

  • Die Werkauswahl soll auch aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer die dargebotenen Kunstrichtungen gut abbilden.
  • Einschätzung, ob zusätzliche Medien, wie Tastmodelle, notwendig sind.
  • Die Texte müssen sprachlich verständlich und nachvollziehbar sein. Sie müssen ermöglichen, dass sich auch blinde Menschen ein inneres Bild der Werke machen können.
  • Sehbehinderte Menschen müssen auf wichtige visuelle Merkmale hingewiesen werden.
  • Die benutzten Begriffe müssen ausreichend bekannt sein.
  • Die Beschreibung sollte einen lebendigen Eindruck der Werke vermitteln, auch wenn man sie nicht sehen kann.

Die Zusammenarbeit zwischen Texterstellerin oder Textersteller und Begleitgruppe kann schriftlich - etwa per Mail - erfolgen; in persönlichen Besprechungen ist jedoch ein intensiverer Austausch möglich.

2. Zielgruppen und Inhaltsebenen

Ein inklusives Vermittlungsangebot ist für alle denkbaren Zielgruppen offen. Jeder Mensch soll die Möglichkeit haben, ins Museum zu kommen und Kunst auf sich wirken zu lassen. Im Projekt hat es sich gezeigt, dass es bereits schwierig ist, ein einheitliches Angebot zu machen, das gleichermaßen den Anforderungen blinder, sehbehinderter und sehender Kunstinteressierter gerecht wird. Noch komplexer wird es, wenn weitere Zielgruppen mit Behinderungen oder anderen speziellen Voraussetzungen angesprochen werden.

Im Projekt war es zunächst geplant, Audioguide-Beschreibungen zu entwickeln, die für Menschen ohne und mit Seheinschränkung gleichermaßen nutzbar sind, die Hintergrundinformationen zu den Kunstwerken geben, dabei aber so beschreibend sind, dass auch blinde Menschen sich ein lebendiges Bild der Werke machen können. Die Projektbeteiligten mit Seheinschränkung haben sich jedoch für sehr ausführliche und detaillierte Beschreibungen ausgesprochen; das Museum hingegen wollte der Erfahrung gerecht werden, dass durchschnittliche Museumsgäste einem Audioguide pro Kunstwerk nicht länger als 90 Sekunden zuhören.

Damit fiel die Entscheidung auf ein modulares System, das Besucherinnen und Besucher mit unterschiedlichen Anforderungen verschiedene Informationen bereitstellen kann. Ein solches System ist dann auch stets offen für Erweiterungen mit Inhalten für weitere Zielgruppen.

So gibt es nun zwei Ebenen des Audioguides:

Für sehende Gäste:

  • eine vergrößerbare Abbildung des Werkes
  • Hintergrundinformationen zu Werken, Künstlerinnen und Künstler, der Kunstrichtung, der Entstehungszeit u. ä.
  • Hinweise und Hilfen zur Bedienung des Systems
  • diese Informationen wahlweise als vorgelesene Audiodatei oder als Text zum selbst lesen

für blinde und sehbehinderte Gäste zusätzlich:

  • ausführliche Beschreibung der Werke: Gestaltung, Materialien, Fertigungstechniken
  • Beschreibung eines ggf. vorhandenen Tastmodells
  • Hinweise zur Orientierung in der Ausstellung
  • Wegbeschreibungen von nahegelegenen Haltestellen zum Museum
  • diese Informationen wahlweise als vorgelesene Audiodatei oder als Text zum selbst lesen bzw. vorlesen lassen durch eine synthetische Stimme

Auch sehende Gäste können von den ausführlichen Beschreibungen der Werke profitieren und Dinge entdecken, die sie sonst vielleicht nicht wahrnehmen würden. Für sehbehinderte Besucherinnen und Besucher werden Elemente benannt, die sie möglicherweise selbst nicht identifizieren können, aber nach einer Beschreibung doch im Kunstwerk finden.

Bei Beschreibungen für blinde Menschen ist zu beachten, dass die Mehrheit unter ihnen einmal sehen konnte und damit auf visuelle Erinnerungen zurückgreifen kann, wie Farben, perspektivische Effekte und das Aussehen bestimmter Dinge. Für geburtsblinde Menschen muss aber darauf geachtet werden, dass in den Beschreibungen nicht zu viele visuelle Erfahrungen vorausgesetzt und manche visuelle Effekte auch näher erklärt werden.

3. Medienform und Bedienung des Audioguides

Das Angebot an Audioguidelösungen ist sehr umfangreich: Von Geräten mit wenigen Tasten über eine Nummerneingabe bis hin zu komplexen Multimediaguides sind viele Varianten erhältlich. Im Projekt mit der Berlinischen Galerie gab es an die Audioguidetechnik viele Anforderungen:

  • verschiedene Ebenen für unterschiedliche Gruppen von Nutzerinnen und Nutzern und die Möglichkeit der Erweiterung
  • einfache Bedienung auch für wenig technikerfahrene Menschen; das System muss funktionieren, ohne zuvor eine Bedienungsanleitung zu studieren
  • Darstellung visueller Inhalte, z. B. auch ggf. für Videos in Gebärdensprache
  • Unterstützung bei der Orientierung in Verbindung mit einem Bodenleitsystem; das System braucht eine Technik, die erkennt, wo man sich mit dem Guide gerade im Gebäude befindet. Neben den Wegen von Exponat zu Exponat sind auch Rahmeninformationen zur Orientierung wichtig: Ausgang, Toiletten, Garderobe, Sitzgelegenheiten, Tastmodelle, Informationen in Brailleschrift etc.
  • Angebot verschiedener Inhalte, die ggf. manuell angewählt werden können

Diese vielfältigen Anforderungen waren aus Sicht der Projektpartner nur mit einer App-Lösung zu erfüllen. Im Projekt wurde eine Variante ausgewählt, die auf dem eigenen Smartphone - auch außerhalb des Museums über das Internet - nutzbar ist und die vom Museum auf Leihgeräten angeboten werden kann. Auch wenn die Bedienung so einfach wie möglich gehalten ist, kann es bei Nutzerinnen und Nutzern zu Problemen kommen. Das Museum muss darauf eingestellt sein, hier Unterstützung zu leisten.

Die App Berlinische Galerie - Ein inklusiver Guide für IOS und Android verfügt über diese Eigenschaften. Die Lokalisierung erfolgt über Beacons. Die Inhalte werden damit automatisch angezeigt bzw. automatisch abgespielt; es ist aber auch eine manuelle Auswahl der Inhalte aus dem Menü möglich.

4. Informationen des Audioguides

Ein Audioguide soll Besucherinnen und Besuchern einer Ausstellung einerseits Hintergrund- sowie Zusatzinformationen zu Exponaten geben und andererseits unterstützen, die Exponate wahrzunehmen und zu interpretieren. Er gibt

  • grundlegende Informationen zum Objekt
  • eine Beschreibung des Objektes
  • bei Kunstwerken auch eine Vermittlung von Stimmungen und Emotionen
  • eine zeitliche, gesellschaftliche, kunstgeschichtliche oder biografische Einordnung von Objekt und Künstlerin bzw. Künstler

Die Reihenfolge und Schwerpunkte können ganz unterschiedlich gelegt werden. Für blinde und sehbehinderte Menschen soll ein Audioguide Objekte möglichst genau zu beschreiben, damit man sich ein Bild von ihnen machen kann, auch ohne sie zu sehen. Um diese zusätzlichen Beschreibungen geht es im Folgenden vor allem in Bezug auf Kunstwerke. Vergleichbar gilt dies aber auch für andere Arten von Ausstellungen und Exponaten.

Es gibt zwei Möglichkeiten für einen Rundgang mit dem Audioguide:
Die Informationen können in einem "geschlossenen Rundgang" gegeben werden, in dem die Reihenfolge der Werke und Informationen festgelegt ist. Dies erleichtert die Wegeführung für blinde und sehbehhinderte Menschen. Es ist so auch möglich, inhaltliche Bezüge zwischen den Objekten herzustellen, etwa so: "Wie wir im letzten Raum erfahren haben", "Im Vergleich zu dieser Künstlerin vertritt der Maler des nächsten Bildes eine völlig andere Auffassung."

Die andere Möglichkeit ist ein offener Rundgang; hier kann die Reihenfolge der besuchten Exponate frei gewählt werden. Da die Beschreibungen sich nicht so aufeinander beziehen können, müssen sie ggf. ausführlicher sein. Die Orientierung für Menschen mit Seheinschränkung ist anspruchsvoller. Andererseits ist es einfacher, auf Umhängungen in der Ausstellung zu reagieren.

Im Projekt hat sich gezeigt, dass eine Basis-Audioguide-Fassung für alle Gäste angeboten werden sollte und zusätzlich ausführliche Beschreibungen der Exponate für blinde und sehbehinderte Menschen. Der Basis-Audioguide bietet Erklärungen zum jeweiligen Werk. Die allermeisten Besucherinnen und Besucher hören einer Audioguidebeschreibung nicht länger als 90 Sekunden zu. Die zusätzlichen Beschreibungen können jedoch bis zu vier Minuten dauern. (120 Wörter entsprechen etwa einer Minute.)

Die zeitliche Begrenztheit eines Audioguides führt immer dazu, dass nicht alle Details beschrieben werden können, sondern eine Auswahl getroffen werden muss. Diese Auswahl orientiert sich an einer Hauptaussage oder einem Hauptthema des jeweiligen Werkes. Fachleute des Museums sind bei der Auswahl ebenso einzubeziehen wie Vertreterinnen und Vertreter der Zielgruppe.

Wenn Menschen ohne und mit Seheinschränkung gemeinsam die Ausstellung besuchen, ist es wichtig, dass sie denselben Basis-Audioguide nutzen können und die Zusatzbeschreibungen hinzukommen. So ist ein Austausch über die Informationen untereinander möglich. Ein komplett eigenständiger Audioguide für Gäste mit Seheinschränkung ist dahingehend problematisch und nicht zu empfehlen!

Die meisten Gäste können einen Audioguide höchstens 90 Minuten nutzen und sind danach kaum noch aufnahmefähig. Ein längerer Guide kann dennoch sinnvoll sein für mehrere Besuche oder wenn Inhalte auch außerhalb des Museums abgerufen werden können.

Der Basis-Audioguide sollte durch sehende Besucherinnen und Besucher gut nutzbar sein und muss daher auch zusätzliche Informationen enthalten - wie Künstlerin bzw. Künstler, Titel, Entstehungsjahr, einige beschreibende Elemente u.ä. Hierbei sollten Redundanzen so weit wie möglich vermieden werden. Basis-Guide und Zusatzbeschreibungen, sowie ggf. Orientierungsinformationen sollten möglichst von verschiedenen Stimmen gelesen werden.

Wenn die Reihenfolge der Wiedergabe verschiedener Informationsebenen vorgegeben wird, ist die folgende sinnvoll:

  • ausführliche Beschreibung des Kunstwerks
  • Basis-Guide (kürzere Erklärungen zum Kunstwerk)
  • Erläuterungen zum Tastmodell
  • Orientierungshinweise

4.1 Stil der Beschreibungen

Die Beschreibungen von Exponaten für blinde und sehbehinderte Menschen sollten i. d. R. möglichst sachlich sein. Sie sollten nicht interpretieren oder Vermutungen über dargestellte Dinge enthalten. Die Gäste sollten sich ein möglichst objektives Bild vom Aussehen der Werke machen können und dieses Bild selbst auf sich wirken lassen. Von diesem Grundsatz kann aber abgewichen werden, wenn Gefühle, Stimmungen oder visuelle Effekte sehr eindeutig und eindrücklich sind und deren Wirkung durch emotionale und interpretierende Beschreibungen erst wirklich ausgedrückt werden kann:

  • der Weg ändert die Richtung in einer scharfen, schnellen, schwindelerregenden Kurve
  • das violette Blau erzeugt eine schwüle, gewittrige Stimmung
  • in feurigem Rot wirbelt das Kleid herum
  • der Raum ist hoch wie ein hallendes Kirchenschiff

Das Nachvollziehen eines Objektes kann auch dadurch unterstützt werden, dass der Stil der Beschreibung demjenigen des Exponats und seiner Aussage angeglichen wird:

  • Das vor Ihnen liegende Kiefernwäldchen ist vom warmen Sonnenlicht beschienen - ein heller Sommertag lädt zum Verweilen ein.
  • Es ist ein lautes Bild. Es ist ein schnelles Bild, es ist ein Bild voller greller Kontraste.

Werke, die uns als Betrachterin und Betrachter ins Bild einbeziehen, können ggf. auch genau so beschrieben werden:

  • Sie (als Ausstellungsbesucherin oder -besucher) stehen scheinbar unmittelbar am Abgrund der Schlucht und blicken in das vor Ihnen liegende weite Tal.

4.2 Räume und Präsentation der Werke

Es kann sinnvoll sein, sowohl das gesamte Museum als auch die einzelnen Räume zu beschreiben. An welchen Stellen in der inhaltlichen Struktur diese Informationen am besten eingefügt werden, hängt von den Ausstellungsinhalten und der Architektur ab.

Diese Informationen sind für Gäste mit Seheinschränkung auch für ihre Orientierung relevant. Der Bereich der Orientierungsinformationen wird ausführlich im Kapitel Orientierung behandelt.

Wichtig ist z. B.:

  • Architektur und Baustil
  • Größe und Struktur von Gebäuden und Räumen
  • Materialien und Farbgestaltung
  • Anordnung und Präsentationsweise der Exponate
  • Historische und kunsthistorische Bezüge von Gebäuden, Räumen und Ausstellungsdesign

4.3 Elemente und Gestaltung von Beschreibungen

  • Grundinformationen
    • Künstlerin bzw. Künstler, Titel, Genre, Format/Maße, Material/Technik, Entstehungszeit
    • Beschreibung des Rahmens, Sockels o.ä.
    • Größe: Äußere Abmessungen ggf. auch mit Vergleichen (mannshoch, so groß wie ein Fußballfeld)
    • Lage: Richtungsangaben aus Sicht der Betrachterin/ des Betrachters (rechts von Ihnen) oder am Zifferblatt der Uhr orientiert (auf 3 Uhr); konkrete Ortsangaben (in der Mitte des Raums, gegenüber des Eingangs), nicht ungefähr (dort drüben)
    • Beziehung des Objektes zu anderen im Raum
    • Nennung der Möglichkeit, das Objekt oder ein Tastmodell davon anzufassen
    • (Zumindest sollten die Informationen des Labels zum Objekt vorgelesen werden.)
  • Übersicht
    • Beschreibung des Hauptmotivs bzw. der wesentlichen Motive des Objektes in kurzer Form
  • Beschreibungsrichtung
    • Bilder können klassisch von links unten nach rechts oben beschrieben werden. Je nach Werk ist aber auch eine andere Reihenfolge sinnvoll, z. B. vom zentralen Motiv zur Umgebung, vom Hintergrund zum  Vordergrund oder umgekehrt. Eine Beschreibungsrichtung sollte eingehalten werden, ohne hin und her zu springen.
    • Zwischen den Bildelementen sind klare Bezüge herzustellen, etwa "Links an den Baumstamm gelehnt steht ein Mann."
  • Perspektive
    • Die Seherfahrung perspektivischer Bilder fehlt geburtsblinden Menschen und kann auch für später erblindete oder sehbehinderte Menschen evtl. schwierig nachzuvollziehen sein. Daher sollten perspektivische Darstellungen nicht nur beschrieben, sondern deren Konstruktion auch erklärt werden. Dies gilt auch für andere Techniken, die einen räumlichen Bildeindruck vermitteln, wie Sfumati.
  • Stil, Malweise, Technik, Material
    • Ohne der kunstwissenschaftlichen Einordnung vorzugreifen, kann hier auf Kunststile verwiesen und näher auf Herstellungsverfahren, Werkzeuge und Malweise eingegangen werden.
      • Die Malerin hat die Farben einzeln und direkt auf die Leinwand aufgetragen, und sie erst dort mit dem Pinsel vermischt. Das ist typisch für die Freiluftmalerei im Impressionismus.
      • Die Skulptur wurde aus einem Stück aus dem Marmor gehauen, erst grob bearbeitet und später mit feuchtem Sand poliert. In der Renaissance war die Auswahl des fehlerlosen Steines sehr wichtig.
      • In seinem Dialog mit der Farbe und dem Material hat der Künstler sie auf die Leinwand getupft, geschüttet, gespritzt und mit anderen Materialien wie Splitt und Wolle teilweise überzogen. Entstanden ist ein völlig ungegenständliches Werk.
  • Farben
    • Sie transportieren in hohem Maße Emotionen oder sind symbolisch aufgeladen und sind deshalb gerade bei Kunstwerken unbedingt zu verdeutlichen. Auch für sehende Besucherinnen und Besucher kann dies sehr interessant sein. Hier sind wiederum Vergleiche mit anderen Sinneseindrücken sehr gut möglich.
      • Die roten Stämme der Bäume sind von der Hitze des Tages erwärmt.
      • In der dunklen Umgebung leuchtet die ausgeschnittene Bluse der Frau in einem hellen provozierenden Rot deutlich hervor.
      • Warmes Gelb und Rot fließen in der Mitte zu einer glühenden Sommersonne zusammen.
  • Personen
    • Sie sind möglichst detailliert zu beschreiben, aber nicht zu kleinteilig, damit der Gesamtzusammenhang erhalten bleibt.
      Folgende Elemente können wichtig sein:
      • Alter, Geschlecht, Größe, Körperbau
      • Gesichtszüge, Haarfarbe, Frisur
      • Kleidung
      • Körperhaltung
      • Mimik und Gestik
      • Beziehung der Personen untereinander, dabei auch auf emotionale Beziehungen eingehen: Zuwendung, Distanz, Blickkontakt, Bewegungen etc.
    • Die Beschreibungen sollten zunächst möglichst objektiv und nicht zu sehr interpretierend sein. Hochgezogene Augenbrauen können Erstaunen, Erschrecken oder Freude gleichermaßen ausdrücken. Es können ggf. mehrere Möglichkeiten angeboten werden. Klare emotionale Situationen können aber auch als solche geschildert werden.
      • In einigem Abstand lehnt sich am rechten Bildrand ein Mann an einen hüfthohen Stein.
      • Unter seinem schwarzen Zylinder lugt mittelbraunes Haar mit damals modischen langen Koteletten hervor.
      • Sein weißer Hemdkragen ist hochaufgestellt und wahrscheinlich gestärkt. Ein schwarzer Binder ist zu erkennen. Darüber trägt er einen dunkelblauen Gehrock mit silbernen Metallknöpfen sowie eine braune Gamaschenhose, unter der die Schuhspitzen hervorlugen.
      • Unter seinen linken Arm hat er diverse Utensilien geklemmt: möglicherweise Mäntel und mehrere Regenschirme oder Spazierstöcke.
      • Seine Körperhaltung mit hervorgestrecktem Bauch drückt Langeweile oder Desinteresse aus. Das unterstreicht auch sein Gähnen, das im Profil deutlich sichtbar wird.
  • Gegenstände
    • Eingebettet in die Beschreibungsrichtung sind einzelne Gegenstände in den wichtigen Details zu vermitteln, ohne das gesamte Objekt aus dem Auge zu verlieren.
      • Form, Farbe, Beschaffenheit und Material
      • ggf. Verwendungsbereich oder historische Erläuterung
      • ggf. ikonographische Bedeutung, ohne alles sofort zu interpretieren. Das macht die Darstellung verständlicher und zugleich auch für sehende Besucherinnen und Besucher interessanter.
      • Bezug der Gegenstände untereinander oder zu Personen

5. Weitere mögliche Gestaltungselemente

Nicht nur allgemeine Texte in Audioguides können mit folgenden zusätzlichen Elementen bereichert werden, sondern auch die zusätzlichen beschreibenden Informationen, die vornehmlich für Menschen mit Seheinschränkung gedacht sind. Im Projekt mit der Berlinischen Galerie wurden solche Elemente allerdings nicht als passend zur sonst eher neutralen Präsentation der Kunstwerke angesehen. Außerdem ist noch zu beachten, dass eine aufwändige Gestaltung eines Audioguides - etwa mit Hintergrundgeräuschen oder -musik - die Verständlichkeit für schwerhörige Personen beeinträchtigen kann.

  • Gestaltung von Dialogen
  • Musik und Geräusche aus der Entstehungszeit der Werke oder aus den dargestellten Situationen
  • Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen oder Expertinnen und Experten
  • wenn räumliche Möglichkeiten vorhanden sind, auch Interaktionen mit Kunstobjekten anbieten.
  • kunsthistorische oder andere Vertiefungsebenen
  • zeitgeschichtliche Dokumente, insbesondere Audiobeispiele
  • künstlerische Herstellungsverfahren und Techniken