Lormen

Wie kommunizieren Menschen, die weder sehen noch hören können? Sie nutzen den Tastsinn! Mit dem Lorm-Alphabet werden Texte in die Hand buchstabiert.

Video "Lormen - das Tast-Alphabet taubblinder Menschen"

Abdruck einer Hand, drumherum und teilweise auch auf der Hand wird schematisch durch Buchstaben, Punkte und Pfeile das Lorm-Alphabet dargestellt. Genaue Beschreibung der Berührungen beim Lormen unter https://www.dbsv.org/lormen-beschreibung.html
Lormen - Schematische Darstellung. Bild: DBSV

Wie Lormen funktioniert

... zeigt die Abbildung:

  • Die Hand, auf der gelormt wird, liegt auf dem Handrücken.
  • Ein Strich bedeutet eine streichende Berührung mit der Fingerspitze.
  • Ein Punkt bedeutet ein kurzes Antippen mit der Fingerspitze.
  • Für ein „f“ drückt man Zeige- und Mittelfinger leicht zusammen.
  • Für ein „sch“ drückt man vier Finger leicht zusammen.
  • Für ein „ch“ streicht man ein Kreuz auf den Handteller.
  • Für ein „k“ drückt man vier Fingerspitzen gleichzeitig auf den Handteller.
  • Für ein „r“ trommelt man leicht mit zwei Fingern auf den Handteller.
  • Es wird nicht zwischen Groß- und Kleinschreibung unterschieden.

Hier finden Sie eine ausführliche Beschreibung der Berührungen beim Lormen.

Hieronymus Lorm

Hieronymus Lorm lebte im 19. Jahrhundert. Nachdem er bereits als Jugendlicher ertaubt war, ließ im Erwachsenenalter auch seine Sehkraft nach, bis er schließlich völlig erblindete. Gemeinsam mit seiner Frau und seiner Tochter erfand er ein Tast-Alphabet, bei dem jeder Buchstabe eine bestimmte Berührung der Hand bedeutet. Bis heute ist das Lorm-Alphabet für viele taubblinde Menschen unersetzlich.
Hier finden Sie einen Artikel über Leben und Werk von Hieronymus Lorm.

Mensch und Schicksal

Hieronymus Lorm war Schriftsteller und Dichter. DBSV-Sozialreferent Reiner Delgado hat das folgende Gedicht von Lorm vertont:

Das Schicksal ist ein Wirbelwind,
ein armes Blatt das Menschenkind.
Er treibt's zu Tal, er hebt's zum Hügel.
Das Blättchen rühmt sich seiner Flügel.

Man ruht nicht still im Glücke,
solang man rastlos wallt.
Die Welt ist eine Brücke
und nicht ein Aufenthalt.

Lied von Hieronymus Lorm/Reiner Delgado: Mensch und Schicksal

Taubblindheit und Assistenz

Das Lormen, also das Buchstabieren von Texten in die Hand, gehört zu den zahlreichen Assistenzleistungen, auf die taubblinde Menschen angewiesen sind. Taubblindheit ist eine besondere Behinderung und mehr als die Summe von Blindheit und Taubheit. Wer nicht hören kann, ist extrem auf den Sehsinn angewiesen, ein blinder Mensch nutzt sein Gehör sehr intensiv. Taubblinde Menschen müssen auf beide Hauptsinne verzichten, ein gegenseitiger Ausgleich von Hören und Sehen ist nicht möglich. Ohne Assistenz werden alltägliche Aufgaben wie der Einkauf oder ein Arztbesuch zu unlösbaren Problemen.

Forderungen zu Assistenzleistungen für taubblinde Menschen

Immer wieder scheitern taubblinde Menschen mit ihren Anträgen auf Taubblindenassistenz. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband hat deshalb gemeinsam mit vielen weiteren Verbänden, die im „Gemeinsamen Fachausschuss hörsehbehindert/taubblind" (GFTB) zusammengeschlossen sind, die folgenden Forderungen beschlossen:

Taubblinden Menschen mit dem Merkzeichen TBl im Schwerbehindertenausweis muss mindestens ein Assistenzbedarf von 20 Stunden wöchentlich anerkannt werden, ohne dass sie diesen Bedarf begründen müssen. Diese Zahl ist eine absolute Untergrenze. Höhere Bedarfe sind die Regel. Zudem müssen mehr Taubblindenassistenzen ausgebildet werden.

Hier finden Sie die GFTB-Forderungen zu Assistenzleistungen.