Home Designed for All

Zusammenschluss der deutschsprachigen Blinden- und Sehbehindertenverbände

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Herausforderungen und Lösungen

Barrieren verstehen

Ursprünglich hatten Haushaltsgeräte mechanische Bedienelemente wie Dreh- und Druckknöpfe, Kipp- und Schiebeschalter, die mit allen Sinnen wahrnehmbar waren. Mit den Händen und den Augen wurden sie leicht gefunden, beim Einstellen hörte man sie sich drehen und einrasten, anhand ihrer Stellung und dank ihrer Beschriftungen und Skalen ließen sich Schaltzustände taktil und visuell leicht erkennen. Heute haben die meisten Geräte Sensortasten, Menüs und berührungsempfindliche Flächen bzw. Touchscreens, die allein auf den Sehsinn setzen. Bei Drehrädern ohne mechanischen Anschlag und bei Endlos-Menüs ist man schnell verloren. Die Displays haben oft eine winzige Schrift und kontrastarme Symbole. All das macht die Bedienung für blinde und sehbehinderten Menschen schwer bis unmöglich.

Oliver Nadig, Leiter des Fachausschusses für Informations- und Telekommunikationssysteme (FIT) beim DBSV

Im Interview mit der Deutschen Welle berichten Silvia Hame und Luciano Butera von "Home Designed for All" von den Problemen, die sie als blinde Menschen mit alltäglich Dingen wie Waschen und Kochen haben.

Was lässt sich gegen Barrieren tun?
Design for All

Design for all oder Universelles Design bzw. Universal Design ist ein Design-Konzept im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Es bedeutet, dass Produkte, Dienstleistungen, Geräte usw. derart gestaltet werden, dass sie für so viele Menschen wie möglich ohne weitere Anpassung oder Spezialisierung nutzbar sind.

Das Design der Produkte ist also so flexibel, dass es – ohne Zusatztechnik oder Anpassung – von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten in unterschiedlichen Situationen benutzt werden kann. Nur wer unabhängig von seinen Einschränkungen ein Haushaltsgerät nutzen kann, wird nicht diskriminiert und erfährt volle Teilhabe. Lösungen sollen deshalb bereits in der Entwicklungsphase dem Aspekt des Design for All verpflichtet sein.

Nachträgliche Anpassungen sind kostenintensiver und enden oft in Adaptionen, dies entspricht nicht dem Gedanken der vollumfänglichen Inklusion.

Das Mehr-Sinne-Prinzip

Die Bedienung von Haushaltsgeräten durch blinde, sehbehinderte und hörsehbehinderte Menschen kann zielführend und ohne Nutzung zusätzlicher Hilfeleistung funktionieren, wenn sich die Geräte mit Hilfe des sogenannten Mehr-Sinne-Prinzips (Sehen, Hören, Fühlen) steuern lassen. Mindestens zwei Sinne müssen bei der Bedienung von Haushaltsgeräten abgedeckt sein, dann können seheingeschränkte Menschen diese problemlos nutzen.

Durch den technischen Fortschritt und den dadurch erfolgten Ersatz von Tastern und Drehknöpfen durch Touchscreens und Sensortasten wird oft nur ein Sinn, nämlich der Sehsinn, angesprochen. Fügt man dem noch die Möglichkeit via Audiosignal oder manuell etwas zu erfassen oder zu bedienen hinzu, können auch Menschen mit einer Seheinschränkung Haushaltsgeräte wieder selbstständig nutzen.

Kosten und Auswahl

Nun sind die meisten Haushaltsgeräte leider nicht barrierefrei, was zu einer Diskriminierung von Menschen mit Sinnesbeeinträchtigung und anderen Behinderungen führt: Einerseits bezahlt diese Kundengruppe den gleichen Preis für ein Haushaltsgerät, obwohl sie die Geräte meist nicht umfänglich nutzen kann, also unabhängig des Grades seiner Barrierefreiheit. Andererseits gibt es bei zugänglichen Geräten zu wenig Auswahl, die Optionen sind beschränkt.

Nachträgliche Anpassungen durch Dritte (siehe oben) sind häufig nicht möglich oder erschließen nur einen sehr eingeschränkten Funktionsbereich. In jedem Fall muss der Zeit- und Kostenaufwand für Adaptionen zusätzlich zum vollen Kaufpreis von den Konsumentinnen und Konsumenten getragen werden.

Expertise in eigener Sache

Wie kann also so entwickelt und designt werden, dass Barrieren erst gar nicht entstehen bzw. nachträgliche Anpassungen obsolet werden? Indem Experten und Expertinnen in eigener Sache von Anfang an eingebunden werden. Und die diversen Teams der Produktentwicklung und Gestaltung für das Thema Design for all sensibilisiert und geschult werden, was warum wie zur Barriere werden kann.

Beratung

Der Zusammenschluss deutschsprachiger Blinden- und Sehbehindertenverbände „Home for all“ besteht aus Betroffenen und repräsentiert Betroffene. Das heißt hier ist gesammeltes Know-how und auch ein diverses Netzwerk von Senioren- und Behindertenorganisationen sowie Bildungseinrichtungen vorhanden. Der Zusammenschluss bietet Beratung und Möglichkeiten zur Bewusstseinsbildung - der Ansatz „nichts über uns ohne uns“ ist essenziell: Denn nur wenn Betroffene in die Prozesse eingebunden sind, ist eine nachhaltige Veränderung sinnvoll möglich.

Kontaktieren Sie uns also, wir stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite, um Aufklärung zu leisten oder Ihnen zu helfen, Ihre Produkte barrierefrei zu machen. Unsere Kurzinformationen zu barrierefreien Haushaltsgeräten stellen wir Ihnen gern zum Dowload zur Vergügung.

Unsere Ziele - was wir fordern

An folgenden Forderungen orientiert sich der internationale Zusammenschluss deutschsprachiger Blinden- und Sehbehindertenverbände „Home Designed for All“:

  • Beseitigung von Diskriminierung durch Anwendung von "Universal Design" resp. „Design for All“,
  • Teilhabe am technischen Fortschritt,
  • Wahlfreiheit beim Kauf und verständliche Bedienungsanleitungen und
  • Einbeziehung der Barrierefreiheit als Zielsetzung in den Entwicklungs- und Designprozess und als Kriterium in Warentests.